Passionsblume (Passiflora edulis) aus Samen ziehen
von Claudia Matussek
Die Passiflora edulis bringt ein Stück Tropenflair in dein Zu Hause. Bekannter ist sie natürlich unter dem Namen Maracuja oder Passionsfrucht. Ihre exotischen Blüten sind kleine farbenfrohe Kunstwerke, die an ihren langen Ranken jeden Balkon oder Garten bereichern. Dieser Leitfaden zeigt dir Schritt für Schritt, wie du aus einem Samen deine eigene Passiflora heranziehst: Vom Keimen bis zum zarten Kletterer im ersten Jahr.
Inhalt
- Saatgutbeschaffung
- Vorbehandlung der Samen
- Substrat und Gefäße vorbereiten
- Keimklima und Pflege
- Erstes Wachstum
Passionsblume
Kletterschönheit aus den Subtropen

Anzuchtschwierigkeit: mitteleinfach
Keimdauer: 2-4 Wochen
Wachstum: schnell
Lichtkeimer
Namensherkunft: Christliche Missionare sahen in der Blütenform Symbole der Kreuzigung Jesu.
Saatgutbeschaffung
Möchtest du deine eigene Passionsblume aus Samen ziehen, hast du dafür zwei Möglichkeiten:
Der einfachste Weg ist natürlich, die Samen im Fachhandel zu kaufen. Man bekommt sie in kleinen Tütchen zu meist zehn Samen. Beim Kauf solltest du darauf achten, dass das Saatgut möglichst frisch ist, denn je älter es ist, umso geringer sind die Chancen, dass du viele kleine Pflänzchen daraus bekommst. Achte zum Beispiel auf Angaben wie die Keimquote oder „Aktuelle Ernte“. Die Samenpäckchen sollten außerdem luftdicht und lichtundurchlässig sein.
Wenn du mehr Samen auf einen Schlag und noch dazu die kleine Chance auf eine echte Frucht haben möchtest und sowieso eine Naschkatze bist, kauf dir doch lieber eine Maracuja, löffle sie aus und finde deine eigenen Samen inmitten des schützenden Fruchtfleisches. Die Passionsfrucht sollte dabei schon reif und aromatisch sein. Das erkennst du an einer schruppeligen Fruchthülle. Diesen süßen Glibber musst du von den Samen entfernen, damit er später die kleinen schwarzen Kerne nicht schimmeln lässt. Am besten spülst du die Passionsfrucht Samen dann noch einmal gründlich in einem feinen Sieb unter fließendem Wasser ab und trocknest sie zwischen Küchenpapier. Solltest du das Fruchtfleisch nicht mögen, kannst du die Passionsfrucht Samen auch fermentieren.
Fermentation ist das Auslösen der Samen aus dem Fruchtfleisch, indem man den gesamten Schleim in ein Glas mit lauwarmem Leitungswasser gibt und er sich in 48 bis 72 Stunden bei gelegentlichem vorsichtigem Umrühren oder täglichem Wasserwechsel von selbst auflöst.
Wenn du nicht sofort mit der Anzucht starten willst, kannst du die Samen der Passionsfrucht luft- und wasserdicht verpackt an einem kühlen und dunklen Ort lagern. Aber vergiss sie nicht, denn wie schon gesagt, verringert sich die Keimquote mit der Zeit.
Vorbehandlung der Samen
Am besten stehen deine Chancen auf eine eigene Passionsblume, wenn du die Samen vorbehandelst. Unser Ziel ist hierbei, die Samenruhe (Dormanz) zu beenden und die Wasseraufnahme der Samenkapseln zu erhöhen. Der erste Schritt, nämlich das Entfernen des Fruchfleisches ist ja schon geschafft. Einige Versuche haben gezeigt, dass die Keimquote erhöht wird, wenn man die Samen für 12 bis 24 Stunden vor der Aussaat in handwarmem Wasser einweicht.
Optional: Solltest du sehr viel Fingerspitzengefühl haben, kannst du die schwarze Schale der Passionsfrucht Samen mit sehr feinem Schmirgelpaier oder einer kleinen Nagelfeile leicht anrauen. Das ist aber nicht unbedingt nötig und birgt die Gefahr, durch zu tiefes Reiben den Keimling zu verletzen. Eine Kaltphase (Stratifizierung), also das Lagern für 1–2 Wochen bei 10–12 °C nach dem Einweichen kann helfen, ist bei der Passiflora edulis aber nicht zwingend.
Substrat und Gefäße vorbereiten
Als Substrat für deine Samen der Passionsblume kannst du zu fertiger Anzuchterde aus dem Handel greifen. Du kannst dein Anzuchtsubstrat aber auch selbst mischen. Ein Mix aus Kokosfaser und feinem Perlit oder Sand im Verhältnis 2:1 bietet sich hier an.
Nun brauchst du nur noch die passenden Gefäße für deine Samen. Hast du eine Anzuchtschale mit kleinen Mulden oder Minitöpfen und einer durchsichtigen Haube, ist das perfekt, denn die Minigewächshausatmosphäre umsorgt deine Samen mit kuscheligen Temperaturen und leichter Feuchtigkeit. Du kannst natürlich auch gleich etwas größere Pflanztöpfe nehmen, das erspart dir zeitiges Umtopfen, erfordert aber auch, dass du dich gut um die Umgebungsbedingungen kümmerst. Die Keimlinge der Passionsblume haben ganz zarte Wurzeln, die sich leider aber gerne mal miteinander verheddern, wenn du deine Samen zu nah beieinander setzt. Also überlege, wie viele Samen und wie viele Töpfe du nun zusammenbringen willst – ein Abstand von 3 bis 5 cm zwischen den Samen begünstigt ihr Wachstum und das spätere Umtopfen. Sobald du nun also deine Anzuchtgefäße mit dem Substrat befüllt hast, legst du die Samen einzeln auf die Erde und bedeckst sie nur minimal mit Erde.
Keimklima und Pflege

Jetzt, wo deine Samen gemütlich gebettet sind, befeuchtest du sie leicht. Am sichersten klappt das mit einer Sprühflasche. Nun kannst du eine durchsichtige Haube oder Folie mit Luftlöchern über die Gefäße setzen, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Außerdem mögen deine Samen ab jetzt gleichbleibend warme Temperaturen zwischen 20°C und 25°C sowie einen hellen Standort. Vermeide aber unbedingt die pralle Mittagssonne. Und nun heißt es, geduldig sein und aufmerksam sein. Die Keimung kann zwischen 10 und 30 Tagen oder gar länger dauern. Sorge dich gut um sie, indem du das Substrat gleichmäßig feucht – nicht nass!- hälst, und regelmäßig schaust, ob es nicht vielleicht schimmelt. Nimm dazu die Haube kurz ab. So wird auch gleich mal durchgelüftet, was das Risiko für Krankheitserreger verringert.
Erstes Wachstum
Sobald der Keimling etwa 2 bis 3 cm groß ist und sich die Samenhülle auf seinem Köpfchen langsam löst, kannst du auch die Haube stundenweise abnehmen. So gewöhnst du ihn über einige Tage hinweg an dein Raumklima und bietest ihm Platz, weiter emporzuwachsen. Die Temperaturen und der Standort sollten weiterhin warm und hell sein.
Wenn deine Keimlinge 5 bis 10 cm hochgewachsen sind und die ersten richtigen Blattpaare ausgebildet haben, kannst du sie in ihre eigenen Töpfe mit frischem lockerem Substrat vereinzeln. Ein Mix aus Kokos, Pinienrinde, Humus oder Kompost und Perlit bietet der Passionsfrucht eine gute Grundlage und mit einer Kletterhilfe machst du sie richtig glücklich.
Zusammenfassung – Schritt für Schritt vom Samen zur Passionsfrucht
- Samen gewinnen oder kaufen
- Fermentieren, reinigen, trocknen
- Einweichen / Narben / evtl. stratifizieren
- In lockeres Substrat säen
- Warm, feucht, hell keimen lassen (2–4 Wochen)
- Pikieren nach 5 cm oder ersten echten Blättern
- Hell, mäßig feucht, warm kultivieren
- Ab Mai ins Freie, ranken lassen
- Überwintern hell bei 10–15 °C
- Geduld: Blüte ab ca. 3 Jahren möglich
FAQ
Ist die Aussaat auch im Freien möglich?
Ja, theoretisch ist das möglich. Da unser Klima ihr aber ab Herbst zu ungemütlich wird, solltest du sie besser im Kübel kultivieren, damit du sie in der dunklen Jahreszeit an einen geschützten Ort stellen kannst.
Ist die Passionsblume anfällig für Schädlinge?
Das hängt von ihrer Umgebung ab. Da sie das feuchtwarme Tropenklima liebt, kann die Passionsblume bei zu trockener Luft Opfer von Spinnmilben werden. Auch andere Schädlinge können auftreten. Allgemein gilft die Passiflora aber als robuste Pflanze, wenn die Bedingungen stimmen.
Wie lange dauert es, bis die Passionsblume Blüten bekommt?
Du kannst bei guter Pflege damit rechnen, dass sich die ersten Blüten nach 2 bis 3 Jahren in den warmen Monaten zwischen Mai und September zeigen.
Kann ich bei meiner Passionsblume essbare Früchte erwarten?
Mit optimalen Pflegebedingungen und der Hilfe von Insekten ist das tatsächlich möglich, aber auch erst ab einem Alter von 2 bis 3 Jahren.
Ist die Passionsblume giftig?
Die grünen Anteile der Pflanze sowie die Schale der Passionsfrucht sollten – zumindest roh- weder von Mensch noch von Tier gegessen werden, da sie Verdauungsstörungen auslösen.
Muss ich die Ranken der Passionsblume kürzen?
Ältere und aus der Form geratene Triebe kannst du ruhig abschneiden. Das hat Vorteile für die Überwinterung, Verzweigung und Blütenbildung.
Quellen
- He et al. (2020): Passiflora edulis: An Insight Into Current Researches on Phytochemistry and Pharmacology
- Rezazadeh & Stafne (2018): Comparison of Seed Treatments on the Germination of Seven Passion Fruit Species
- Uzunoglu et al. (2023): The Effect of Different Pre-sowing Treatments on Seedling Emergence, Quality and Development in Passiflora edulis Seeds
- Dörken & Jagel (2012): Passiflora spp - Passionsblumen (Passifloraceae)