Nachdem du im ersten Teil dieser Serie gelernt hast, wie man Kaffeesamen erfolgreich anzieht, und im zweiten Teil den Kaffeeanbau zu Hause gemeistert hast, folgt nun der spannendste Abschnitt: die Ernte und Röstung deiner eigenen Kaffeebohnen.
Inhalt
- Kaffeebohnen zum richtigen Zeitpunkt ernten
- Kaffeebohnen verarbeiten – nass oder trocken?
- Kaffeebohnen DIY zu Hause rösten
- Deine Kaffeebohnen richtig Lagern
- Qualitätstest – Deinen eigenen Kaffee testen
Einführung
Kaffee ist nicht nur ein Alltagsgetränk, sondern weltweit eine der bedeutendsten Handelswaren. In der Erntesaison 2023/24 wurden weltweit über 10 Millionen Tonnen Kaffee produziert. Die Kaffeeernte findet dabei fast ausschließlich im sogenannten Kaffegürtel (Länder rund um den Äquator) statt. Die größten Anbauländer sind Brasilien, Vietnam und Kolumbien. Doch auch in Deutschland kann Kaffee angebaut und geerntet werden. Zwar ist der Ertrag gering (25 Pflanzen benötigt man ungefähr, um den jährlichen Kaffeekonsum einer Person zu decken), doch der Weg von der Blüte zur Tasse ist faszinierend und lehrreich.
Kaffeebohnen zum richtigen Zeitpunkt ernten
Kaffee ernten erfordert Geduld. Ein Kaffeestrauch beginnt frühestens nach 3 bis 5 Jahren, Früchte zu tragen. Nach einer schneeweißen Blütezeit im Frühjahr (mit herrlich jasminähnlichem Duft) reifen die Kaffeekirschen innerhalb von 8 bis 9 Monaten von grün zu rot. Erntereife Kaffeebohnen erkennst du an einer tiefroten Farbe der Kirschen. Wenn du die Kirschen abfühlst, sollten diese weich und „nachgebend“ sein. Die Bohnen reifen nicht gleichzeitig – du solltest deshalb im Abstand von etwa zwei Wochen pflücken, sodass du die reifen Früchte selektiv pflückst .
Kaffeebohnen pflücken: So gehst du richtig vor
Beim Kaffeebohnen pflücken erntest du nur die vollreifen, rot gefärbten Kirschen. Unreife Kirschen schmecken bitter oder grasig, daher lässt du sie vor ihrer Ernte noch 1–2 Wochen hängen. Aber Vorsicht: Überreife Kirschen färben sich schwarz und sind nicht mehr zu verwerten. Die selektive händische Ernte nennt man in der Fachsprache übrigens „Picking“.
Eine weitere Möglichkeit zur Ernte ist das „Stripping“. Hierbei werden häufig maschinell alle Kirschen auf einmal vom Zweig getriffen. Später werden die unreifen Kirschen dann aussortiert. Da wir uns zuhause über jede einzelne Kirsche freuen und keine einzige Bohne verschwenden wollen, empfehlen wir das „Picking“.
Kaffeebohnen verarbeiten – nass oder trocken?
Bevor du die Kirschen rösten kannst, musst du das Fruchtfleisch entfernen und die Bohnen trocknen. Dafür gibt es zwei Hauptmethoden:
Nassverarbeitung („Wet-Porcessing“) – unsere Empfehlung
Bei dieser Methode schälst du die Kirschen vorsichtig von ihrem roten Fruchtfleisch und löst die Bohnen einzeln heraus. Als nächstes werden die Bohnen mit ihrer verbleibenden Schleimhaut für 24 Stunden in Wasser eingelegt und gären gelassen. Nutze dafür z.B. eine Schüssel oder einen Topf aus Keramik/Edelstahl. Im Gefäß sollte genug Platz sein, um die Bohnen vollständig mit Wasser zu bedecken. Eine Raumtemperatur zwischen 16-24°C eignet sich ideal für den kurzen Gärungsprozess.
Anschließend wird die Schleimhaut vorsichtig gelöst und die einzelnen Bohnen nochmal gründlich mit Wasser abgewaschen. Zur Trocknung werden die Bohnen für 1-2 Wochen an einen Ort mit guter Luftzirkulation und/oder Sonneneinstrahlung gelegt. Lege sie z.B. auf ein Blech an einem sonnigen Fenster und wende sie alle 2-3 Tage.
Bei dieser Methode lässt sich die Qualität der Bohnen sehr gut kontrollieren und es bildet sich ein „klarer“, fein-fruchtiger Geschmack heraus.
In den meisten Kaffeekirschen sind 2 Bohnen enthalten. In den selteneren „Peaberries“ (ca. 10–15 % aller Bohnen) ist nur eine einzelne Bohne mit angeblich intensiverem Aroma.
Trockenverfahren („Natural/Dry-Processing“)
Diese traditionelle Methode zur Verarbeitung von Kaffee wird vor allem in Regionen mit Wassermangel bevorzugt. Als ersten werden unreife (hellere) Kirschen händisch aussortiert. Die restlichen Kirschen werden dann z.B. auf einem Blech verteilt inklusive Fruchtfleisch zum Trocknen in die Sonne gelegt. Durch regelmäßiges Wenden wird verhindert, dass die Kirschen schimmeln. Nach 3 - 5 Wochen (wenn die Bohnen beim schütteln „rappeln“) ist die Feuchtigkeit der Bohne bei ca. 12% angekommen. Jetzt ist die Bohne bereit, von ihrer Schale entfernt zu werden.
Beim Trockenverfahren lassen sich die Ergebnisse etwas schlechter kontrollieren und das Ergebnis variiert von Trocknung zu Trocknung stark. Der Geschmack des Kaffees ist eher süß und „wild“. Da diese zweite Methode sehr stark von intensiver Sonneneinstrahlung abhängt und anfällig für Schimmelbildung ist, empfehlen wir eher die Nassverarbeitung.
Sollte die Pergamenthaut nach der Trocknung noch an der Bohne sein, kannst du sie per Hand entfernen.
Sobald die Bohnen auf ca. 12% Restfeuchte fertig getrocknet sind (das erkennst du daran, dass sie nun bereits hart und leicht brüchig sind) sind sie bereit für die Weiterverarbeitung.
Kaffeebohnen DIY zu Hause rösten
Als nächstes wird es Zeit deine Ernte zu rösten. Dafür durchläufst du die folgenden Röstungsprozesse:
Phase 1 (Trocknung): Bohnen verlieren Feuchtigkeit, werden gelblich
Phase 2 (First Crack): Hörbares Knacken – Aromen beginnen sich zu entwickeln
Phase 3 (Entwicklung): Je nach Röstgrad entwickelt sich ein individueller Geschmack
Um deine Bohnen möglichst optimal zu erhitzen ist eine regelmäßige & kontrollierte Temperatur ideal
Die unterschiedlichen Röstgrade
„City Roast“: kurz nach First Crack (hörbares Knacken nach dem Erhitzen) von der Hitze nehmen - säurebetont, floral, fruchtig
„Full City“: ca. 30–90s nach First Crack von der Hitze nehmen - ausgewogen, schokoladig, dunkel nussig
„Italian/Dark Roast“: bis Second Crack abwarten und dann von der Hitze nehmen -rauchige, kräftige Bohnen, leicht bittere Röstaromen
Ohne Spezialausrüstung rösten
Zuhause ohne „Profi-Ausrüstung“ röstest du deine Bohnen am besten im Ofen oder in der Bratpfanne:
Röstung in der Pfanne oder im Wok:
In der Pfanne röstest du deine Bohnen nachdem du deine Pfanne angewärmt hast unter ständigem Rühren bei mittelhoher Hitze für 10–20 Minuten. Dabei beobachtest du, wie sich die Bohnen langsam von grün über gelb zu braun färben. Nach ca. 5-7 Minuten solltest du das typische erste „Crack“-Geräusch der Bohnen hören. Je nach Röstgrad nimmst du die Bohnen jetzt vom Feuer oder lässt sie noch etwas länger braten.
Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass du die Röstung sehr gut kontrollieren kannst. Nachteilig ist die Schwierigkeit, gleichmäßig Hitze zu halten und dass die Bohnen einen relativ starken, grasig-riechenden Rauch bilden.
Vorsicht mit dem Feueralarm: In der Bratpfanne können deine Bohnen eine Menge Rauch bilden.
Röstung im Backofen
Bei dieser Methode wird der Backofen auf 200-240°C (Ober-/Unterhitze) vorgeheizt. Im Anschluss können die Bohnen auf einem Backblech hinzugegeben werden. Nun werden die Bohnen alle 2-3 Minuten gewendet/gerüttelt, um eine gleichmäßige Erhitzung zu ermöglichen. Nach ungefähr 8-10 Minuten sollte der First Crack zu hören sein. Für den Röstgrad sind folgende Zeiten ungefähr einzuhalten: 10–12 Min = hell / 13–15 Min = medium 16+ Min = dunkel.
Vorteil dieser Methode ist die gleichmäßige Erhitzung der Bohnen. Allerdings ist es schwieriger die Röstung anhand des „First Cracks“ zu koordinieren.
Nach dem Erreichen der gewünschten Röststufe sollten die Bohnen schnell abgekühlt werden (z. B. in einem Sieb). Jetzt sollten die Bohnen 24–72 Stunden ruhen (Entgasung), bevor du sie mahlst und aufbrühst.
Deine Kaffeebohnen richtig Lagern
Du willst deinen selbst angebauten Kaffee verschenken oder für einen besonderen Zeitpunkt aufbewahren? Damit die hart erarbeiteten Bohnen ihre Aromen behalten solltest du sie folgendermaßen lagern:
In einer luftdichten und dunklen Verpackung können deine Bohnen ihr Aroma am besten halten. Es eignet sich hierfür z.B. eine luftdichte Brotbox, die in einem dunklen Schrank verwahrt wird. Achtung: Damit es zu keiner Schimmelbildung kommt, sollte keine Restfeuchtigkeit in den Bohnen enthalten sein.
Qualitätstest – Deinen eigenen Kaffee testen
Nach dem Rösten kannst du die Qualität deines selbstgerösteten Kaffees am besten durch ein sogenanntes Cupping beurteilen – ein standardisiertes Verkostungsverfahren aus der Spezialitätenkaffee-Welt. Mahle dafür die Bohnen mittelgrob, gieße sie mit heißem Wasser (ca. 93–96 °C) im Verhältnis 1:16 (z. B. 12 g Kaffee auf 200 ml Wasser) direkt in eine Tasse und lasse sie 4 Minuten ziehen. Danach die Kruste vorsichtig mit einem Löffel aufbrechen und den Schaum entfernen. Mit einem Löffel kannst du dann die Aromen "schlürfend" prüfen. Achte auf: Aroma, Säure, Süße, Körper, Bitterkeit und Nachgeschmack. Notiere alles: Hat der Kaffee eine klare Fruchtnote? Wirkt er muffig, zu flach oder überröstet?
Vergleiche deinen eigenen Kaffee mit verschiedenen handelsüblichen Sorten nebeneinander, um dein Röstprofil gezielt zu verbessern. Ein guter Kaffee zeigt Balance, Komplexität und keine Fehlgeschmäcker (z. B. verbrannt, grasig oder fermentiert).
Endklassifizierung: Du kannst deine Bohnen vor dem Verkosten nach Größe, Dichte und Farbe sortieren und so nochmal qualitative Abstufungen vornehmen.
Fazit
Zwar wird deine heimische Kaffeeernte keine Vorratskammer füllen, aber du wirst deinen eigenen Kaffee nie wieder mit denselben Augen sehen. Die intensive Pflege, das Ernten und Rösten machen jede Tasse zu einem besonderen Erlebnis.
Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer Serie:
Teil 1: Kaffeesamen selbst ziehen - So gelingt die Anzucht
Teil 2: Kaffee selbst anbauen: Aufzucht bis zur Bohne
Teil 3: Kaffeebohnen selbst ernten und rösten
FAQ
Wann sind Kaffeebohnen erntereif?
Kaffeebohnen kannst du ernten, sobald die Früchte weich und hoch-rot werden.
Wieviele Kaffeebohnenernte pro Pflanze sind zu erwarten?
Von einer erwachsenen Pflanze kann man unter guten Bedingungen ca. 0,5 - 5 kg Kaffeebohnen pro Jahr ernten. Bei der Ernte einer Kaffee Zimmerpflanze muss man allerdings häufig mit weniger zufrieden sein. Schon 100g sind in Zimmerkultur eine stattliche Ernte!
Wie lange dauert es von der Blüte bis zur Ernte?
Etwa 8 bis 9 Monate. Die Früchte durchlaufen in diesem Zeitraum mehrere Farbphasen (grün → gelb → rot).
Lässt sich Kaffee zuhause ernten und rösten?
Ja, das geht. Auch wenn der Ertrag klein ist, ist der Prozess faszinierend und macht stolz.
Welche Ausrüstung benötigt man, um Kaffee selber zu rösten?
Eigener Kaffee kann auch ohne Spezialausrüstung geröstet werden. Wenn man genug Platz zur Trocknung der Bohnen und im Anschluss Backofen/Bratpfanne zur Verfügung hat ist das ausreichend.
Quellen
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