Kaffee selber anpflanzen ist ein besonderes Projekt: Es verbindet Pflanzenliebe, Geduld und die Aussicht auf deine eigene Tasse selbst angebauten Kaffees. Nachdem du im Teil 1 der Serie erfahren hast, wie du Kaffeesamen erfolgreich keimst, dreht sich in diesem Beitrag alles um die nächsten Schritte – vom kleinen Keimling bis zur kräftigen Jungpflanze. Dabei liegt der Fokus auf der Coffea arabica, der beliebtesten Sorte für den Heim-Anbau.
Inhalt
- Kaffee nach der Keimung
- Der richtige Standort für deine Kaffeepflanze
- Pflege deines Kaffeestrauches
- Das richtige Substrat für Kaffee
- Kaffee: Krankheiten & Schädlinge
- Kaffee-Blüte bestäuben
- Kaffee Anbau: Häufige Fehler
Kaffee selber anpflanzen als nachhaltiges Statement
Wer Kaffeebohnen selber anbauen möchte, macht mehr als nur ein botanisches Experiment. Es ist ein bewusster Schritt zu mehr Nachhaltigkeit und Wertschätzung für das Produkt Kaffee. Der Weg von der kleinen Pflanze zur reifen Kaffeekirsche ist ein langer. Aber genau das macht ihn so besonders. Du wirst das fertige Getränk mit ganz anderen Augen sehen. Und auch wenn deine Ernte vielleicht nur für eine einzige Tasse reicht – du hast sie selbst gezogen, gepflegt und geerntet. Mehr „Single Origin“ geht nicht!
Kaffee Wachstum nach der Keimung
Ist dein Kaffee erfolgreich aus Samen gekeimt, werden sich als erstes die sogenannten Keimblätter (Cotyledonen) bilden. Sie sehen aus wie kleine Seerosenblätter (rund und flach) und versorgen den Keimling mit Energie. Nach etwa 4–6 Wochen folgen die ersten echten Laubblätter. Sie sind länglich und glänzend – ein erstes Zeichen, dass deine Pflanze wirklich zur Coffea arabica heranwächst.
Jetzt wird es Zeit zum vereinzeln: Setze jeden Keimling dafür in einen eigenen Topf. Pro Pflanze reicht ein ca. 10cm großer Blumentopf mit einem lockeren leicht sauren Substrat (mehr zum perfekten Substrat findest du weiter unten).
Kaffeepflanzen bilden eine Pfahlwurzel aus, und brauchen daher einen genügend tiefen Topf. Im ersten Jahr sollte jedoch ein ca. 10cm tiefes Gefäß genügen.
Der richtige Standort für deine Kaffeepflanze
In der Natur wächst der Kaffeebaum im Halbschatten feuchtwarmer Tropen, oft unter dem Schutz größerer Bäume wie Mango oder Banane. Diese Bedingungen solltest du zu Hause so gut wie möglich nachahmen:
Temperatur: Ideal sind 18–25 °C für Arabica (Robusta benötigt eher 24–29 °C – für den Indoor-Anbau ist diese Sorte daher weniger geeignet).
Licht: Hell, aber ohne direkte Sonne. Fensterplätze mit Ost- oder Westausrichtung sind ideal.
Luftfeuchtigkeit: Hoch! Kaffeesträucher lieben 60–80 % Luftfeuchtigkeit. Ein Luftbefeuchter oder tägliches Besprühen kann helfen.
Schutz vor Zugluft: Stelle die Pflanze windgeschützt auf – etwa nicht direkt an einem Fenster, das oft gekippt ist.
Pflege deines Kaffee-Strauches
Wasserbedarf und Gießen
Kaffeepflanzen lieben Feuchtigkeit, aber sie dürfen nicht im Wasser stehen. Die Wurzelballen sollten ständig leicht feucht, aber niemals nass sein. Dafür gießt du die Pflanze immer dann, wenn die Substratoberfläche antrocknet. Im Sommer kann das jeden Tag sein, im Winter dauert es manchmal länger als eine Woche. Achte dabei immer darauf, dass sich keine Flüssigkeit im Untersetzer sammelt.
Am besten verwendest du zum Gießen Regenwasser: Kaffeesträucher vertragen kalkhaltiges Leitungswasser schlecht. Um kalkhaltiges Leitungswasser etwas zu „neutralisieren“, kannst du alternativ von Zeit zu Zeit einige Spritzer Zitronensaft hinzugeben.
Düngung von Kaffee
Von März bis September kannst du deine Kaffeepflanze alle 14 Tage mit einem organischen Flüssigdünger versorgen, damit sich die Pflanze schnell entwickelt. Im Winter reicht eine Düngung alle 4–6 Wochen oder gar keine, wenn das Wachstum ruht.
Verwende keinen Langzeitdünger. Kaffee reagiert empfindlich auf Überdüngung – lieber regelmäßig, aber maßvoll düngen.
Kaffee beschneiden
Die Kaffeepflanze wächst langsam, aber stetig – besonders in den ersten zwei bis drei Jahren. Daher ist in Zimmerkultur kein starker Rückschnitt notwendig. Lediglich schwache, untere Triebe können für ein stärkeres Wachstum im Frühjahr zurückgeschnitten werden. Starke Haupttriebe und vitale Seitenäste sollten unbedingt stehen bleiben.
Das richtige Substrat für deine Kaffeepflanze
Für alle, die Kaffeebohnen selber anbauen, ist auch die Bodenzusammensetzung wichtig. Der Wurzelraum muss tief, locker und gut belüftet sein. Ein Spezial-Substrat ist nicht zwingend nötig, aber hilfreich. Idealerweise ist das Substrat leicht sauer (pH-Wert zwischen 5,5 und 6,5), gut durchlässig und nährstoff- und humusreich. Ein einfaches geeignetes Substrat lässt sich aus Anzucht- oder Kübelpflanzenerde, gemischt mit 20–30 % Sand oder Perliten herstellen. Alternativ eignet sich unser Drachenbaum Substrat auch sehr gut fürs Umtopfen des Kaffees.
Kaffee umtopfen
Bei einem geeigneten Substrat und regelmäßiger Düngung der Pflanze reicht es, wenn das Pflänzchen alle 1-2 Jahre im Frühjahr umgetopft wird. Anzeichen dafür, dass es Zeit zum Umtopfen wird, sind ein stark durchlässiges Substrat, Wurzelwachstum aus den Abflusslöchern und/oder weiße Kalkflecken auf der Substratoberfläche. Achte darauf, die feinen Wurzeln nicht zu beschädigen – sie reagieren empfindlich auf Störungen.
Krankheiten & Schädlinge beim Kaffee
Wer seinen Kaffee selber anpflanzen möchte, muss auch auf Pflanzengesundheit achten. Besonders Jungpflanzen sind leider anfällig für Schädlinge. Häufige Probleme sind:
Schildläuse: Kleine ovale Schilde auf den Blättern, klebrige Flüssigkeit um den Topf. Saugen Pflanzensaft & hemmen das Wachstum.
Spinnmilben: Durch feine Netze auf den Blättern zu erkennen, vor allem bei trockener Luft aktiv.
Pilzinfektionen: Entstehen durch stehende feuchte Luft ohne Zirkulation, zu erkennen an dunklen Flecken auf den Blättern
Geeignete Gegenmaßnahmen findest du in den verlinkten Beiträgen zu den Schädlingen. Der beste Schutz ist dabei eine aufmerksame Pflege (wie weiter oben beschrieben). Besonders Staunässe und eine niedrige Luftfeuchtigkeit begünstigt die Entwicklung von Krankheitserregern.
Die Kaffee-Blüte bestäuben
Wenn du alle Pflegetipps beachtest, wird deine Geduld etwa nach 3 bis 5 Jahren belohnt: Die Coffea arabica bildet dann zarte, weiße Blüten, die stark nach Jasmin duften. Die Blüten erscheinen meist nur wenige Tage und können sich per Selbstbestäubung befruchten.
Um auf Nummer sicher zu gehen, kann mit einem feinen Pinsel nachgeholfen werden: Zur Bestäubung des Kaffees streichst du vorsichtig über den Staubeutel einer geöffneten Blüte. Wenn du genau hinsiehst, sollte sich ein feiner gelber Staub (Pollen) am Pinsel sammeln.
Der Staubbeutel ist Teil der Staubblätter und hängt in den Blüten an den sogenannten Staubpfäden. Sie sind gelblich, länglich und eher klein.
Als Nächstes wird die Narbe einer zweiten Blüte vorsichtig mit dem Pinsel bestrichen. Diesen Vorgang wiederholst du bei allen Blüten.
Die Narbe der Kaffeblüte liegt in der Mitte der Blüte, zwischen den Staubblättern. Sie ragt leicht hervor und klebt leicht, so dass sich Pollen daran festsetzen können.
Den Erfolg der Bestäubung erkennst du daran, dass sich die Blüten in den Tagen nach der Bestäubung langsam rötlich färben, bevor sie grüne Fruchtansätze für die nun wachsenden Kaffeekirschen bilden. Nach 6 bis 9 Monaten sollten sich rote oder gelbe Kaffeekirschen entwickeln. Erst wenn die Früchte tiefrot und weich sind, kannst du sie ernten und weiterverarbeiten. Mehr dazu folgt in Teil 3 unserer Reihe: Kaffee ernten und rösten.
In Zimmerkultur ist es schwieriger eine Blüte zu erreichen, daher sind die richtigen Bedingungen sehr wichtig – eine hohe Luftfeuchtigkeit und viel Licht ohne direkte Sonne.
Kaffee-Wachstum im Zeitverlauf
Alter | Entwicklungsschritt |
1 Monat | Keimling mit „Lily Pad“-Blättern |
3 Monate | Erste echten Blätter, Umtopfen empfohlen |
6 Monate | Kleines Bäumchen, rund 10 Blätter |
9 Monate | Reife Jungpflanze, deutliche Wuchsform |
2–3 Jahre | Erste Blüten möglich |
4–5 Jahre |
Beginn der Fruchtbildung & Kaffeeernte |
6–8 Jahre |
Ertragsreichste Phase |
25–30 Jahre |
Wirtschaftlich tragbar, danach sinkender Ertrag |
In der Natur kann der Kaffee-Strauch bis zu sechs Meter hoch werden, als Zimmerpflanze bleibt die Pflanze jedoch bei ca. 1-2 Meter Höhe.
Häufige Fehler beim Kaffee anbauen
1. Direkte Sonne
Kaffeepflanzen verbrennen leicht – besonders Jungpflanzen. Sie sollten daher immer geschützt, hell, aber ohne direkte Mittagssonne aufgestellt werden.
2. Falsches Gießverhalten
Weder Staunässe noch völlige Trockenheit sind für Kaffeepflanzen tolerierbar. Die Erde sollte gleichmäßig feucht bleiben, ohne anhaltendes Wasser im Untersetzer (Staunässegefahr).
3. Trockene Luft
Gerade im Winter ist trockene Heizungsluft problematisch. Luftbefeuchter, Sprühnebel oder ein feuchtes Tuch auf der Heizung helfen die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen.
4. Ungeeignete Erde
Zu dichte oder nährstoffarme Böden führen zu Wurzelfäule oder Kümmerwuchs. Der Boden muss locker, humos und gut durchlüftet sein.
5. Zu alte oder geröstete Bohnen verwendet
Geröstete Kaffeebohnen keimen nicht! Nur frische Rohkaffeebohnen mit intaktem Embryo (max. 2 Monate alt) eignen sich für die Anzucht.
Häufig gestellte Fragen
Kann man in Deutschland Kaffee selbst anbauen?
Ja, das geht. Allerdings finden sich die richtigen Bedingungen für Kaffepflanzen nur in Zimmerkultur. Im Outdoor-Bereich wird es der Pflanze im Winter zu kalt.
Ist Kaffee winterhart?
Nein, Kaffee lässt sich in Deutschland nur als Zimmerpflanze anbauen. Für den Anbau im Freien sind unsere Winter zu kalt.
Woher bekommt man keimfähige Kaffee Samen?
Frische Kaffee Samen zu finden ist gar nicht so einfach. Klassische Kaffee Bohnen keimen nämlich nicht. Wir bieten in unserem Onlineshop Kaffee Samen mit geprüfter Keimquote an.
Ist der Anbau von Kaffeebohnen schwierig?
Jein: Während die Anzucht als Zimmerpflanze bei den richtigen Bedingungen relativ gut klappt, liegt die größte Herausforderung in der Geduld: Bis zur Ernte können bis zu 5 Jahre vergehen.
Weiterlesen:
Teil 1: Kaffeesamen selbst ziehen - So gelingt die Anzucht
Teil 3: Kaffee ernten und rösten – vom Pflücken zur Tasse
Quellen
Arthur P. da Silva et al. (2013): Coffee Seedlings in different Substrates and protected Environments
J. Masaka, N. Kumbala (2007): The Effect of Soil Compaction Levels on Germination and Biometric Characteristics of Coffee Coffee arabica Seedlings in the Nursery
Teeranon Pasutham et al. (2023): Effect of seed size on germination and seedling growth of arabica coffee Coffea arabica
L. S Malau, A Siagian, B Sirait, H Ambarita (2018): Germination performance of Coffea arabica L. genotypes from different altitude, precipitation and temperature of seeds producing farms in Sumatera Utara of Indonesia
Kalifa Nasiro, Tesfaye Shimber, Ali Mohammed (2017): Germination and Seedling Growth Rate of Coffee (Coffea arabica L.) Seeds as Influenced by Initial Seed Moisture Content, Storage Time and Storage Condition
Ana Julia Cardoso-Magaña et al. (2024): Effect of Light Quality on the seed Germination and Development of Coffee Seedlings (Coffea arabica)
Ari Wibowo, Dwi Nugroho, and Ucu Sumirat (2020): Seed Germination Performance of Nine Arabica Coffee (Coffea arabica L.) Varieties Under the Laboratory Condition After Six Months of Storage Period
Natalia Catalina Flechas Bejarano , Rubén Darío Medina Rivera (2021): EFECTO DEL ALMACENAMIENTO EN LA VIABILIDAD, GERMINACIÓN Y VIGOR DE SEMILLAS DE Coffea arabica
Amaral da Silva, Peter E. Toorop, Jaap Nijsse, J. Derek Bewley and Henk W. M. Hilhorst (2005): Exogenous gibberellins inhibit coffee (Coffea arabica cv. Rubi) seed germination and cause cell death in the embryo