Schadpilze an Zimmerpflanzen sind nicht selten. Wir stellen dir die häufigsten dieser Pilze vor und erklären, wie sie überhaupt an deine Pflanzen gelangen können. Außerdem zeigen wir wie diese Pilze am besten vermieden werden können und im Fall der Fälle, wie deine Pflanzen schnell wieder pilzfrei werden. Nachdem du diesen Beitrag gelesen hast, wirst du Pilze an deinen Pflanzen eindeutig zuordnen können und musst dir über schädliche Pilze keine Gedanken mehr machen.
Inhalt
- Kurze Einführung in die Welt der Pilze
- 6 schnelle Facts zu Schadpilzen
- Die häufigsten Pilze in Zimmerpflanzen
- Echter Mehltau
- Falscher Mehltau
- Rußtau
- Grauschimmel
- Rostpilze
- Wurzelfäule
- Blattfleckenkrankheit
- Schimmel auf dem Substrat
- Weitere Pilzkrankheiten
- Zusammenfassung
Allgemeine Infos zu Schadpilzen
Pilze sind überall, auch wenn sie nicht immer sichtbar sind. Wir verbinden mit ihnen oftmals ihre Fruchtkörper z.B. den Hut des Speisepilzes Champignon, doch sie sind viel mehr als das: Versteckt unter Holz, Erde oder einem anderen Nährmedium liegt der unsichtbare, viel größere Anteil von Pilzen. Das sogenannte Myzel bildet ein großes unterirdisches Gewebenetzwerk, welches sich quadratmeter-, ja sogar quadratkilometerweise ausbreiten kann. Außerdem schwirren praktisch überall Sporen, die Vermehrungsstadien von Pilzen herum. Sie können monatelang in einem passiven Zustand überdauern und keimen, sobald die Bedingungen genau richtig sind.
Im Boden machen Bodenpilze mehr als 40% aller Organismen aus.
Bei so vielen Pilzen überall ist es unmöglich Schadpilze zu bekämpfen, könntest du denken. Naja, erst einmal sind viele der Pilze unsere Verbündete. So helfen Pilze im Boden Pflanzen untereinander zu kommunizieren und sogar Nährstoffe auszutauschen. Außerdem bauen sie totes Material ab und setzen dabei für Pflanzen Nährstoffe frei. Nur ca. 1/3 der bekannten Pilze schlagen über die Stränge und belästigen unsere Pflanzen. Diese Pilze werden wir im folgenden Artikel genauer unter die Lupe nehmen. Nach diesem Artikel brauchst du Schadpilze nicht mehr fürchten!
6 Schnelle Facts zu Schadpilzen
- Kleine harte Kugeln im Erdboden können sogenannte Sklerotien sein. Das sind Dauerformen von Pilzen, die ihnen dabei helfen ungemäße Bedingungen zu überstehen.
- Vielleicht wären parasitäre Pilze gerne lieb zu Pflanzen, aber sie können nicht: Da sie kein Chlorophyll besitzen, müssen sie ihre Nährstoffe aus toten oder lebendigen Zellen beziehen (so wie wir Menschen übrigens auch).
- Die hier untersuchten Pilze lassen sich in biotrophe und saprotrophe Pilze unterscheiden. Der Unterschied liegt darin, dass erstere die Pflanze am Leben halten, da sie lebende Pflanzen als Nährstoffquelle benötigen, während zweitere die Pflanze zuerst abtöten oder schon totes Pflanzenmaterial abbauen.
- Eine weitere Unterscheidung lässt sich in Außen- und Innenpilze vornehmen. Die ersten dringen nicht in die Pflanze ein und lassen sich durch das Abwischen der Oberfläche entfernen. Die zweiten hingegen dringen in das Gewebe ein und die befallenen Pflanzenteile müssen großzügig abgeschnitten werden, um den Pilz loszuwerden.
- Pilzerkrankungen breiten sich lange unbemerkt aus und sind oft erst in einem recht späten Verlauf zu erkennen, wenn die Pflanze schon welkt und Fruchtkörper der Pilzerkrankung zu sehen sind
- In diesem Artikel geht es auch um Eipilze und Schlauchpilze. Genau genommen, könnte jetzt ein Schlaumeier sagen, sind das ja gar keine Pilze, sondern sie heißen nur so. Richtig, das stimmt. Aber da wir diese Schädlinge auf die gleiche Art und Weise vermeiden und bekämpfen können, werden wir sie wie Pilze behandeln.
Die häufigsten Pilze in Zimmerpflanzen
Echter Mehltau
Kurzbeschreibung:
Echter Mehltau ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedliche Pilzerkrankungen bei Pflanzen, die sich durch einen mehligen abwischbaren Belag auszeichnen, der meistens auf Blattoberseiten auftritt.
Symptome:
Ein weißlicher, pudriger und abwischbarer Belag auf den Oberseiten der Blätter, Knospen und teilweise auch Früchten. Im fortgeschrittenen Stadium auch auf der Unterseite der Blätter und der ganzen Pflanze zu finden.
Blätter gehen ein und Knospen verkrüppeln. Befallene Blattbereiche lösen sich teilweise vom Blatt und fallen zu Boden. Anfangs sind die unteren Blätter der Pflanze am stärksten befallen.
Verbreitung:
Die Sporen der echten Mehltauarten werden hauptsächlich durch den Wind und Spritzwasser (z.B. durch Regen) verbreitet. Sie keimen am besten bei hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 12° C. Schwankende Luftfeuchtigkeit trägt zu einer besseren Entwicklung des Pilzes bei. Nach ihrer Keimung auf der Blattoberfläche bilden sie ein Mycel (Pilzgeflecht) und entziehen aus der Pflanze Zellsaft. Echte Mehltaupilze benötigen lebende Pflanzen, um auf ihnen zu überleben. Echter Mehltau tritt vermehrt nach trocknem und warmem Wetter auf (Schönwetterpilz).
Bekämpfung und Vermeidung:
Um Echten Mehltau zu vermeiden, sollte ein Standort mit konstantem Klima gewählt werden: Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen stellen nämlich gute Voraussetzungen für die Entwicklung des Pilzes dar. Bei der Bewässerung sollten Blätter trocken bleiben und nur das Substrat gegossen werden. Durch Abstände zwischen deinen Pflanzen schränkst du eine mögliche Verbreitung ein und erlaubst eine gesunde Luftzirkulation. Außerdem kann eine übermäßige Stickstoffdüngung Pflanzengewebe anfälliger für Krankheiten machen und sollte somit vermieden werden.
Treten schon erste Symptome bei deiner Pflanze auf, dann sollten als erstes alle befallenen Blätter abgeschnitten werden. Die Blätter entsorgst du am besten direkt in die Biotonne, um die Verbreitung der Sporen einzuschränken. Die Schere solltest du danach abwaschen, um keine Überreste des Pilzes daran zu behalten.
Die beschnittene Pflanze kannst du im Anschluss noch mit natürlichen Abwehrstoffen behandeln. Gegen Pilzkrankheiten haben sich besonders Rainfarn, Knoblauch, Neemöl und Milch bewährt. In unserem Beitrag über natürliche Pestizide erfährst du mehr darüber wie du Pestizide und Fungizide für Pflanzen natürlich herstellen kannst.
Arten:
Echter Mehltau spezialisiert sich in der Regel auf bestimmte Gattungen und kann daher nicht auf Pflanzen anderer Gattungen übergehen. Oft befallene Pflanzen sind z.B. Begonien, Rosen, Apfelbäume, Chrysanthemen, und Hortensien.
Falscher Mehltau
Innenpilz biotroph
Kurzbeschreibung
Falscher Mehltau ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedliche Pilzerkrankungen bei Pflanzen, die sich durch verschiedenfarbige Flecken auf der gesamten Pflanze sowie einem gräulichen wässrigen Pilzrasen auf der Unterseite der Blätter auszeichnet.
Symptome
Falscher Mehltau lässt sich nicht so einfach wie echter Mehltau identifizieren. Allerdings gibt es auch für diesen Pilz einige klare Indizien. Eine Infektion zeigt sich häufig als erstes durch weiße, gelbliche Flecken auf der Oberseite des Blattes oder auf Stängeln und Blüten, die später braun oder rot werden. Begutachtet man die Blattunterseite, dann ist dort bei einer Infektion häufig weiß-grauer/grau-blauer Pilzrasen zu entdecken und die Blätter erscheinen wasserdurchtränkt.
Verbreitung
Falscher Mehltau kann sich am besten bei feuchtem und mildem Wetter verbreiten. Daher tritt er am ehesten im Frühling und Herbst in feuchten Jahren auf (Schlechtwetterpilz).
Auch Falscher Mehltau kann nur auf lebendigen Pflanzen überleben.
Bekämpfung und Vermeidung
Um Falschen Mehltau zu vermeiden, solltest du für eine gesunde Luftzirkulation sorgen, indem du zwischen deinen Pflanzen genug Platz lässt und luftdichte Orte wie Vitrinen vermeidest. Außerdem kannst du regelmäßig lüften, um zu hoher Luftfeuchtigkeit entgegenzuwirken.
Bei einem Befall empfehlen wir alle betroffenen Blätter mit einer desinfizierten Schere abzuschneiden. Darüber hinaus kannst du die Pflanze mit einem natürlichen Pestizid aus unserer Liste von Botanicals behandeln. Ein beliebtes Hausmittel ist Backpulver. Es wird im Verhältnis 1 zu 100 mit Wasser vermengt und die befallene Pflanze damit besprenkelt.
Für Landwirte spielt der Pflanzenschutz-Warndienst eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Mehltau. Durch den Warndienst erfahren Landwirte rechtzeitig, wann das Wetter Mehltaubildung fördert und sie können rechtzeitig Maßnahmen zur Bekämpfung einleiten.
Arten
Holzige Pflanzen werden selten von Falschem Mehltau befallen. Öfter werden krautige Pflanzen attackiert, z.B. Gloxinien, Primeln oder Pantoffelblumen.
Rußtau
Außenpilz saprotroph
Kurzbeschreibung
Rußtau (auch Schwärzepilze/ Schwarzfleckenkrankheit) ist eine Gruppe von Pilzen, die sich durch einen schwarzen, abwischbaren Belag auf den Blättern von Pflanzen auszeichnen. Sie treten gemeinsam mit pflanzensaftsaugenden Insekten auf.
Symptome
Auf den Blättern von befallenen Pflanzen bildet sich ein schwarzer Belag, der sich sternförmig ausbreitet und später die Blätter komplett überdeckt. Unter dem abwischbaren Belag treten helle Blattoberflächen zum Vorschein.
Außerdem kleben befallene Pflanzen oft und sind von pflanzensaugenden Schädlingen wie Blattläusen, Schildläusen oder weißen Fliegen befallen.
Verbreitung
Rußtau bilden sich auf zuckerhaltigem Sekret. Dieses entsteht, wenn pflanzensaugende Insekten eine Pflanze befallen und Honigtau absondern. Da sich der Pilz nicht direkt von Pflanzensaft, sondern von Honigtau ernährt verursacht er keine direkten Schäden, verstopft aber Poren und behindert die Photosynthese.
Bekämpfung und Vermeidung
Rußtau kann vermieden werden, indem Pflanzen regelmäßig auf Schädlinge überprüft werden und diese rechtzeitig bekämpft werden.
Falls schon Rußtau auftritt; einfach die betroffenen Blätter mit einem feuchten Lappen abwischen. Um zu verhindern, dass der Rußtau zurückkehrt, müssen die Schädlinge bekämpft werden, die meistens in Kombination mit Rußtau auftreten. Hier ist ein ausführlicher Guide zur Bekämpfung von Blattläusen bzw. Schildläusen.
Arten
Alle Pflanzen können von Rußtau befallen werden.
Grauschimmel
Innenpilz saprotroph
Kurzbeschreibung
Grauschimmel (auch Graufäule) ist ein Schimmelpilz, der vermehrt stark geschwächtes bzw. totes Pflanzengewebe befällt und sich durch einen weiß-grauen Pilzrasen auszeichnet.
Symptome
Grauschimmel sieht so aus, wie man sich einen klassischen Schimmel vorstellt: Wer schon einmal Erdbeeren im Kühlschrank vergessen hat, erkennt den graubraunen staubigen Pilzrasen schnell wieder. Er befällt hauptsächlich geschwächte und tote Pflanzenteile, kann aber bei einem starken Befall auch auf gesundes Gewebe übergehen. Teilweise erkennt man den Pilz auch an einem starken Geruch.
Verbreitung
Die Pilzsporen bilden sich im Frühjahr und werden über Wind und Wasserspritzer verbreitet. Sie entwickeln sich vermehrt auf totem und geschwächtem Pflanzengewebe. Besonders Pflanzen mit weichen Blättern sind anfällig. Grauschimmel verbreitet sich am besten bei mittleren Temperaturen zwischen 22 und 25°C und hoher Luftfeuchtigkeit.
Vermeidung und Bekämpfung
Grauschimmel lässt sich vermeiden, indem du abgestorbene Pflanzenteile direkt von deiner Pflanze entsorgst und dem Pilz dadurch Nährboden nimmst. Beim Gießen solltest du nicht die ganze Pflanze nass machen, sondern nur das Substrat. Außerdem sollte das Substrat möglichst wasserdurchlässig sein und der Standort durch Lüften hin und wieder mit frischer Luft versorgt werden. Überdüngung mit Stickstoff fördert die Pilzentstehung, da das Pflanzengewebe dadurch schwammig werden kann.
Falls es schon zu einem Befall gekommen ist, solltest du schnell handeln, da sich Grauschimmel sehr schnell verbreiten kann. Entferne alle befallenen Stellen und entsorge sie im Restmüll. Versuche dabei nicht mit dem Pilz in Kontakt zu kommen, da er allergische Reaktionen auslösen kann. Die geschwächte Pflanze solltest du etwas isoliert an einem hellen und warmen Standort mit geringer Luftfeuchtigkeit aufstellen.
Schachtelhalmbrühe und andere natürliche Pestizide gegen Grauschimmel lassen sich auch anwenden. Mehr über natürliche Pestizide.
Arten
Grauschimmel kann ein breites Spektrum an Pflanzen befallen, darunter zählen z.B. Rhododendron und Begonien.
Besondere Bedeutung hat der Schadpilz im Weinbau – hier löst er die sogenannte Edelfäule aus, die den Weingeschmack sogar verbessern kann.
Rostpilze
Innenpilz biotroph
Kurzbeschreibung
Rostpilze sind eine Gruppe von Pilzkrankheiten, die sich durch ihre charakteristischen rostfarbenen Flecken auszeichnen. Sie sind oft auf Bereiche der Pflanze beschränkt.
Symptome
Rostpilze sind durch 2-3 mm große orange-braune warzenähnliche Hügel auf den Blattunterseiten sowie helle Flecken auf den Blattoberseiten zu erkennen. Im Verlauf der Infektion können sie die rostfarbenen Flecken gänzlich schwarz verfärben. Die rostbraunen Warzen sind Sporenlager und dienen der Verbreitung des Pilzes.
Verbreitung
Die Sporen der Rostpilze werden über den Luftweg verbreitet und können so z.B. durch offene Fenster an deine Zimmerpflanzen gelangen. Sie verbreiten sich bevorzugt auf von Trockenheit geschwächten Pflanzen, brauchen jedoch längere Zeit anhaltend feuchte Blätter zur Verbreitung. Rostpilze werden oft von Fichten in der Nähe übertragen, die dem Pilz als Zwischenwirt dienen können.
Bekämpfung und Vermeidung
Um einen Befall zu vermeiden, sollten Blätter nicht länger feucht sein und Zimmerpflanzen sollten regelmäßig gegossen werden, um nicht auszutrocknen. Außerdem könnte man versuchen Zwischenwirte wie z.B. Berberitzen im Umkreis zu entfernen. Das geht allerdings über das Ziel hinaus und eine sachgemäße Pflege reicht zur Vermeidung.
Falls schon ein Befall zu erkennen ist, sollten alle befallenen Pflanzenteile entfernt werden. Eine weitere Behandlung mit natürlichen Pestiziden ist möglich. Dafür eignen sich Schachtelhalmsud oder Farntee (Adler- /Wurmfarn). Mehr über natürliche Pestizide.
Arten
Einige Pilze der Gattung Pucciniales verursachen Rostkrankheiten. Häufig auf Zimmerpflanzen sind Pelargonienrost und Fuchsienrost oder Malvenrost z.B. auf Zimmer Hibiskus. Die Arten sind zwar oft wirtsspezifisch an bestimmte Pflanzenarten angepasst aber da es mehr als 7500 verschiedene Rostarten gibt, ist es nicht unwahrscheinlich das eine auf deine Zimmerpflanzen angepasste Art existiert.
In den 1940er Jahren wurden Experimente mit Getreideschwarzrost gemacht, um diesen Pilz als militärische Waffe zu nutzen. Heute wird der Pilz allerdings laut offiziellen Aussagen nicht mehr für „Notfälle“ aufbewahrt.
Wurzelfäule
Innenpilz saprotroph
Kurzbeschreibung
Wurzelfäule (auch Stammgrundfäule, Knollenfäule, Fußkrankheit oder Wurzelbräune) ist eine Sammelbezeichnung für von verschiedenen Pilzen verursachtes Faulen des unteren Stammes und des Wurzelballens.
Symptome
Die ersten Symptome der Wurzelfäule lassen sich an dunkelbraun-schwarzen flachen Wurzeln erkennen. Da man die Wurzeln allerdings in der Regel nur durch das Umtopfen untersuchen kann, erkennt man oft erst an späteren Symptomen Wurzelfäule. Später verblassen Blätter der befallenen Pflanze. Sie werden gelb-grau und fallen zu Boden. Außerdem verliert die Pflanze ihre Standfestigkeit: Der Stamm wird weich und die Pflanze sitzt nur noch locker im Boden.
Verbreitung
Wurzelfäule entsteht durch zu häufiges und intensives Gießen der Pflanze. Besonders wenn Wasser nicht ablaufen kann, sind optimale Bedingungen für die Erreger gegeben. Die verantwortlichen Pilzkrankheiten können einfacher in durchweichtes Pflanzengewebe eindringen. Außerdem können Insekten wie Rüsselkäfer oder Trauermücken Wunden an den Wurzeln erzeugen, durch die der Pilz einfallen kann. Auch beim Umtopfen entstehen kleine Wunden an den Wurzeln, über die der Pilz bei feuchten Bedingungen eindringen kann. Daher ist es wichtig Zimmerpflanzen richtig umzutopfen.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Samen bereits infiziert sind und der Pilz so bereits in der Pflanze ruht.
Bei einer Infektion dringt der Pilz in das Leitgewebe und blockiert dieses, so dass Blätter nicht mehr mit Nährstoffen versorgt werden können und absterben. Wurzelfäule ist ein „Schwäche Parasit“ und befällt daher nur angefallene Pflanzen. Eine gesunde Pflanzenpflege reduziert das Krankheitsrisiko erheblich.
Bekämpfung und Vermeidung
Unglücklicherweise ist es oft schon zu spät, wenn man den Verdacht hegt, dass eine Pflanze Wurzelfäule hat. Jetzt sollte man schnellstmöglich handeln, um die Chancen einer Rettung zu erhöhen. Alle fauligen Wurzelstücke müssen mit einer sauberen Schere entfernt werden und die Pflanze sollte in eine neues, gut drainierendes (wasserdurchlässiges) Substrat gesetzt werden. In Zukunft sollte die Pflanze unbedingt maßvoll gegossen werden. Viel einfacher machst du dir es, wenn du erst gar keine Wurzelfäule zulässt. Indem du Stressfaktoren für deine Pflanze reduzierst, schaffst du das mit hoher Wahrscheinlichkeit: Sowohl Trockenheit als auch ein sehr feuchtes Substrat, zu wenig Nährstoffe und zu viele Salze im Substrat setzen deine Pflanze unter Stress. Ein gut durchlüfteter Boden lässt übermäßiges Wasser abfließen und hindert Pilzsporen an der Verbreitung durch Bodenwasser.
Junge und sukkulente Pflanzen (Dickblätter), die ursprünglich eher an trockenen Standorten wachsen sind gefährdeter, da sie öfter übergossen werden.
Ein zu hoher pH-Wert erleichtert eine Infektion: pH-Werte unter 6 können das Risiko senken.
Bargmann/Schönbeck (1992) haben herausgefunden, dass Endophyten (symptomlose Pilzinfektionen innerhalb des Pflanzengewebes) Welkesymptome von Wurzelfäule-Erregern wie Fusarium oxysporum und Clavibacter michiganse mildern können und den Wasserfluss im Gewebe der Pflanze verbessern. Wir haben uns noch nicht mit praktischen Anwendungsmöglichkeiten von Endophyten beschäftigt und werden an anderer Stelle einen Beitrag dazu veröffentlichen und ihn hier verlinken.
Entgegen der Intuition sind gut desinfizierte Böden nicht hilfreich im Kampf gegen Wurzelfäule. Denn sind die Böden steril, dann gibt es auch keine Bakterienkulturen, die im Kampf gegen die Pilzschädlinge unsere Verbündeten sind.
Arten
Häufig werden Wurzelfäulen von Pilzen aus den Gattungen Phytophtora, Fusarium, Pythium oder Helminthosporium verursacht. Oft betroffene Zimmerpflanzen sind z.B. Begonien, Kalanchoen, Kakteen oder Pelargonien.
Bei Infektionen von Getreide durch den Pilz Gaeumannomyces graminis spricht man auch von Schwarzbeinigkeit.
Pilze bekämpfen Pilze: Manche Pythium Arten (z.B. P. nunn oder P. acanthicum) sind Hyperparasiten, das bedeutet, dass sie andere Pilze befallen und schädigen.
Es gibt auch durch Bakterien verursachte Wurzelfäulen, diese sind allerdings seltener und lassen sich auch weitestgehend durch eine gute Bodendurchlüftung vermeiden.
Stengelgrundfäule
Siehe Wurzelfäule: Es handelt sich um die gleichen Erreger, die hier jedoch den unteren Stängel schwächen und durchweichen. Bei Keimlingen spricht man von der Umfallkrankheit oder Auflaufkrankheit, da der empfindliche junge Stängel nachgibt und umknickt bzw. einfach im Boden zu verlaufen scheint.
Der Aussaatzeitpunkt spielt (grade im Außenbereich) eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Pilzerkankungen. Eine Aussaat zu wärmeren (Boden-)Temperaturen mag der Pflanze ein schnelleres Wachstum ermöglichen, vereinfacht allerdings auch das Wachstum von Pilzgeflecht im Substrat.
Blattfleckenkrankheit
Innenpilz saprotroph
Kurzbeschreibung
Blattfleckenkrankheit ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene pilzliche Erreger, die verschiedenfarbige, sich ausbreitende Flecken auf Blättern deiner Zimmerpflanzen erzeugen.
Symptome
Die Krankheit lässt sich durch Flecken auf den Blättern erkennen, die braun, gelb, weiß, grau, rot oder schwarz sein können. Mit der Zeit werden die Flecken größer und es können sich dunkle Sporenlager bilden, die die Flecken umranden. Spätestens, wenn der Pilz einen Großteil des Blattes überzieht, fällt es ab.
Verbreitung
Die Sporen der Blattfleckenkrankheit können sich am besten verbreiten und entwickeln, wenn Blätter dauerhaft feucht sind, das Substrat sehr kalt/nass ist und der Raum wenig durchlüftet wird.
Bekämpfung und Vermeidung
Ein Befall lässt sich vermeiden, indem darauf geachtet wird, dass Blätter abtrocknen können, feuchte Räume durchlüftet werden und maßvoll gegossen wird (mit lauwarmem Wasser). Außerdem solltest du Staunässe vermeiden.
Manche Blattflecken können auch ohne pilzliche Erreger entstehen und deuten auf unsachgemäße Pflege hin. Diese Flecken breiten sich im Gegensatz zu pilzlichen Flecken eher nicht aus.
Ist deine Pflanze bereits befallen, dann solltest du alle befallenen Blätter sauber abschneiden und entsorgen. Im Anschluss kannst du überlegen, welche fehlerhaften Pflegepraktiken zur Krankheit geführt haben könnten, und diese vermeiden. Du kannst die Pflanze außerdem zusätzlich mit natürlichen Pestiziden behandeln und dadurch stärken.
Arten
Blattflecken treten bei folgenden Pflanzenarten häufig auf: Flamingoblume, Monstera, Schusterpalme, Klivie, Drachenbaum, Gummibaum, verschiedene Palmenarten.
Die Krankheit wird häufig von Schadpilzen aus den Gattungen Alternaria, Septoria bzw. Ascochyta ausgelöst.
Die sogenannte Ölfleckenkrankheit äußert sich durch Blattflecken, die mit der Zeit schleimig werden und wird nicht von Pilzen sondern von Bakterien ausgelöst. Häufig sind Begonien oder Efeu betroffen.
Schimmel auf der Erde
Kurzbeschreibung
Ein weißer netzartiger Belag auf dem Substrat.
Symptome
Ein heller, weicher Belag, der anfangs in kleinen Inseln auftritt und sich später über die ganze Substratoberfläche verbreitet. Die wurzelähnlichen Strukturen des Pilzes (das Myzel) könnte auch unterirdisch in Form von weißen Fäden sichtbar sein. Begleitend entsteht oft ein modriger Geruch.
Schimmel und Kalkablagerungen lassen sich leicht unterscheiden: Während Kalkablagerungen hart sind und sich nur sehr langsam verändern, kann sich Schimmel innerhalb weniger Tage über das ganze Substrat ausbreiten und ist weich.
Verbreitung
Schimmel verbreitet sich am einfachsten auf feuchtwarmen Substraten. Staunässe und schlecht durchlüftete Zimmer fördern weiterhin die Verbreitung.
Bekämpfung und Vermeidung
Schimmel auf dem Substrat stellt weder bei der Vermeidung noch bei der Bekämpfung ein großes Problem dar, wenn er rechtzeitig behandelt wird.
Manchmal kann gekaufte Blumenerde bereits befallen sein und zum Teil schimmeln. Das vermeidet man, indem man die Erde trocken und kühl lagert. Wenn trotzdem ein Teil schimmelt, dann muss das nicht unbedingt problematisch sein. Bei wenig Schimmel können die schimmligen Stellen einfach entfernt und die restliche Erde noch verwendet werden. Da Teile des Pilzes sehr wahrscheinlich weiterhin im Substrat ruhen, sollten einige Punkte beachtet werden: Durch eine gute Topfhygiene, regelmäßiges Lüften und das Antrocknen-Lassen des Substrates lässt sich ein Ausbruch in der Regel vermeiden.
Ist das Substrat bereits befallen, dann kannst du die oberste Schicht einfach mit einer kleinen Schaufel oder einem Löffel abkratzen und bei Bedarf neues Substrat nachfüllen.
Weitere Pilzkrankheiten
Unsere obige Liste ist natürlich nicht vollständig und umfasst nur grobe Gruppierungen der häufigsten Pilzkrankheiten bei Pflanzen. Es gibt zahlreiche weitere Pilzkrankheiten, die sehr speziell verlaufen können. 3 Beispiele:
- Die Ohrläppchenkrankheit (Exobasilium japonicum) erzeugt Ohrläppchenähnliche Verformungen an den Blättern verschiedener Azaleen.
- Die Schrotschusskrankheit (Stigmina carpophila) verursacht bei vielen Steinobstarten wie mit einer Schrotflinte durchlöcherte Blätter
- Arten der Gattung Taphrina bilden interessante Blattverformungen an befallenen Blättern, die Narrentaschen genannt werden.
Zusammenfassung
- Pilzbefall an Garten- und Zimmerpflanzen kann verschiedene Symptome haben: Verdächtig sind Verfärbungen und Flecken an Blättern und anderen Teilen der Pflanze. Bei einem fortgeschrittenen Befall durch manche Arten können auch gut sichtbare Pilzgewebe entstehen.
- Schadpilze können sich gut bei hoher (Luft)Feuchtigkeit und stehender Luft vermehren. Viele Pilze erfreuen sich auch über höhere Temperaturen.
- Schnelle Behandlung: Befallene Pflanzenteile mit einer desinfizierten Schere abschneiden (außer bei Rußtau) und weeeit weg entsorgen. Dann kann die Pflanze bei Bedarf mit einem natürlichen Pestizid behandelt werden und ihre bisherige Pflege sollte überdacht werden.
Quellen
Bargmann, C., & Schönbeck, F. (1992). Acremonium kiliense as inducer of resistance to wilt diseases on tomatoes/Acremonium kiliense als Resistenzinduktor gegenüber Welkekrankheiten der Tomate. Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz/Journal of Plant Diseases and Protection, 266-272.
Kommentare (2)
Hallo Fabian,
prinzipiell sind die Tintlinge nicht schädlich für deine Pflanze. Allerdings geben sie Sporen an die Luft ab. Dies kann bei gewissen Menschen zu allergischen Reaktionen führen. Weiterhin solltest du die Erdoberfläche genauer betrachten, um zu schauen, ob diese von einem wasserabweisenden Film bedeckt ist. Diese kann zu einer unzureichenden Versorgung deiner Pflanze mit Wasser und Sauerstoff führen!
Falls du die Tintlinge entfernen willst, solltest du beachten, dass sich der größere Teil des Pilzes, genannt Myzel, unter der Oberfäche befindet. Tausche somit die Erde vollständig aus und säubere den Topf gründlich.
Liebe Grüße dein Pflanzpaket-Team
Meine Frage ist etwas spezieller, bei einem Farn als Zimmerpflanze sind eine Art von Tintlinge in der Erde. Diese scheinen dem Farn aber bisher noch nicht zu schaden, sollte ich diese entfernen oder eher sogar gedeihen lassen ?
Liebe Grüße