Nachhaltige Blumentöpfe kaufen: Worauf sollte man achten?

6. Mai 2024

nachhaltiger BlumentopfIn diesem Beitrag schauen wir uns an, auf welche Kriterien du beim Kauf eines nachhaltigen Blumentopfes achten solltest. Dabei wird auf nachhaltige Eigenschaften in Bezug auf Design, Entsorgung, Materialeigenschaften und Produktion geachtet. Dieser 1. Teil unserer dreiteiligen Nachhaltigkeitsanalyse für Blumentöpfe unterstützt dich nicht nur bei der Auswahl nachhaltiger Blumentöpfe, sondern unterstützt uns auch bei der Entwicklung neuer nachhaltiger Blumentöpfe.

Inhalt

  1. Form von nachhaltigen Blumentöpfen
  2. Übertopf: Wieso 2 Töpfe für 1 Pflanze, wenn's auch einer tut?
  3. Biologisch abbaubare Blumentöpfe schädlicher als gedacht?
  4. Klarheit mit Begriffen rund um Biomaterial
  5. Wegwerf-Blumentöpfe vermeiden
  6. Wiederverwendung als nachhaltige und umsetzbare Option
  7. Welche Eigenschaften hat ein nachhaltiges wiederverwendbares Material?
  8. Herstellungsbedingungen von nachhaltigen Blumentöpfen
  9. Kurzfassung der Erkenntnisse
  10. Wie lassen sich unsere aktuellen Blumentöpfe aus den Erkenntnissen dieser Analyse verbessern?

Form von Blumentöpfen: rund, quadratisch, rechteckig oder ganz anders?

Eine ressourcenschonende Form für Blumentöpfe richtet sich an der Wurzelform von Pflanzen aus und spart damit unnötiges Material und Substrat ein (siehe Bild). Die Wurzel der meisten Zimmerpflanzen wächst halbkugelförmig von der Stammbasis (Übergang der Wurzel zum Stamm) ab und gibt damit einen umgekehrten abgeschnittenen Kegel als optimale Topfform vor. Besonders tiefe oder breite Töpfe sind damit ineffizient, weil der Wurzelballen diese nicht ausfüllt und unnötiges Substrat und Topfmaterial eingesetzt werden muss. Aus dem gleichen Grund sind abgerundete Topfformen eckigen Topfformen gegenüber zu bevorzugen.

nachhaltige Blumentöpfe - Form

Übertopf: Wieso 2 Töpfe für 1 Pflanze, wenns auch einer tut?

Es hat sich zum Status Quo etabliert, Zimmerpflanzen zweifach einzutopfen. Zimmerpflanzen werden oft in einem einfachen Plastiktopf verkauft und dann aus Ästhetikgründen mit einem schönen Übertopf versehen. Dadurch muss das Material unnötig doppelt aufgebracht und der Plastiktopf wird beim nächsten Umtopfen in der Regel weggeworfen und mit einem größeren Plastiktopf ausgetauscht. Eine nachhaltige Alternative wäre ein Blumentopf mit integriertem Untersetzer, der Innen- und Übertopf in einer Funktion vereint. Durch die Anzucht von Zimmerpflanzen aus Samen kann darauf verzichtet werden eine Pflanze mit Wegwerftopf kaufen zu müssen. Statt einem hässlichen Wegwerftopf wird die Pflanze direkt mit einem hübschen Blumentopf versehen und macht den Übertopf damit überflüssig.

Untersetzer können den unnötigen Übertopf ersetzen

nachhaltiger Blumentopf - Untersetzer statt ÜbertopfWie im letzten Absatz beschrieben, werden die meisten Blumentöpfe standardmäßig als Übertopf ohne Untersetzer verkauft. Das liegt am Status Quo: Zimmerpflanzen werden im Laden im Plastiktopf verkauft und nach dem Kauf mit einem Übertopf versehen. Weniger Material würde allerdings verbraucht werden, wenn Blumentöpfe standardmäßig mit Untersetzer verkauft werden würden und damit kein zusätzlicher Außentopf notwendig werden würde. Damit ist sind Untersetzer grundsätzlich als nachhaltiger zu bewerten als Übertopfe.

Biologisch abbaubare Blumentöpfe schädlicher als gedacht?

Entgegen der naheliegenden Annahme, dass biologisch abbaubare Materialien grundsätzlich zu bevorzugen sind, ist dies oft nicht der Fall. Das Abfallentsorgungssystem in Deutschland ist momentan nicht auf abbaubare Kunststoffe ausgelegt, so dass eine Entsorgung in der schwarzen Tonne mit anschließender Verbrennung der Stoffe notwendig ist. Eine Entsorgung im Biokompost oder der gelben Tonne führt zu einer Verwirrung der Entsorgungsprozesse und die biologischen Kunststoffe müssen aussortiert werden. Biologisch abbaubarer Kunststoffe, die im Biokompost (braune Tonne) landen, können den hergestellten Kompost verunreinigen. Auch die Entsorgung auf dem eigenen Kompost ist nicht so einfach wie teilweise suggeriert: Viele biologisch abbaubare Kunststoffe benötigen industrielle Kompostierbedingungen mit Temperaturen von 60°, um sich zu zersetzen. Selbst zur Heimkompostierung zertifizierte Bio-Kunststoffe zersetzen sich nur langsam. So kann die 90%ige Zersetzung länger als ein Jahr dauern und es lässt sich nur schwer nachvollziehen welche Reste auf Mikroebene verbleiben.

Weiterhin sind biologisch abbaubare Kunststoffe zwar unter Idealbedingungen und in Reinform theoretisch abbaubar, aber damit sie die Gewünschten Eigenschaften z.B. Formbarkeit, UV-Schutz, Farbe etc. erhalten, ist die Zugabe von Additiven notwendig, die die Abbaubarkeit negativ beeinflussen können und gleichzeitig die Gefahr mit sich bringen, dass sie umweltschädliche Auswirkungen haben. In einer Studie wurde zuletzt herausgefunden, dass die biologisch abbaubaren Müllsäcke eines Herstellers, die sogar als ökologisch unbedenklich zertifiziert waren, die Meeresflora beeinflussten, wenn die sie ins Meer gelangten. Dies zeigt, dass biologisch abbaubare Materialien weitere kritische Prüfung bedürfen und nicht vorschnell als Wunderlösung präsentiert werden dürfen.

Schlussendlich konnte bisher nicht nachgewiesen werden, dass die Kompostierung abbaubarerer Materialien gegenüber dem Recycling oder der konventionellen Müllverbrennung zu bevorzugen ist, da neben den obig erwähnten Problemen weder die Bodenstruktur noch die Bodennährstoffe durch die abbaubaren Materialien verbessert werden.

Klarheit mit Begriffen rund um Biomaterial

Biobasiertes Material: Das Material besteht zu mindestens 40% aus Biomasse. Zusätzlich können allerdings auch nicht erneuerbare Materialien z.B. auf Erdölbasis im Material enthalten sein.

Biologisch abbaubares Material: Das Material zersetzt sich in einer unbestimmten Zeit durch biologische Prozesse in CO2, Wasser und Biomasse. Dieser Prozess kann auch mehrere hundert Jahre dauern und damit ist diese Bezeichnung nicht besonders aussagekräftig.

Kompostierbares Material: Das Material muss sich innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (meistens 90 Tage) und unter bestimmten Bedingungen zu mehr als 90% abbauen lassen. Die Bedingungen müssen allerdings nicht im eigenen Kompost gegeben sein. Meistens sind zum Abbau Bedingungen industrieller Kompostierung (60°C) notwendig. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Entsorgung von kompostierbaren Biokunsstoffen in der Biotonne oft nicht wie gewünscht verwertet werden können und unerwünschte Rückstände hinterlassen.

Heimkompostierbares Material: Das Material zersetzt sich innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (meistens 1 Jahr) bei 30° weitgehend. Damit bedeutet Heimkompostierbarkeit im Vergleich zu den vorherigen Bezeichnungen die beste Abbaubarkeit unter natürlichen Bedingungen.

Plastikfreies Material: Es gibt keine einzigartige objektive Definition für Plastik und somit lässt sich plastikfrei auch nicht klar eingrenzen. Ein als plastikfrei deklarierter Topf ist damit mit Vorsicht zu genießen und die Materialzusammensetzung nochmal zu prüfen. Plastik sollte aber nicht per se negativ bewertet werden, wie wir im zweiten Teil der Analyse zeigen werden.

Wegwerf-Blumentöpfe vermeiden

Wergwerftöpfe sind unabhängig, ob abbaubar oder nicht abbaubar zu vermeiden, da der vergleichsmäßig hohe Energieverbrauch zur Herstellung eines Blumentopfes nicht im Verhältnis zu deren einmaliger Nutzung steht. Durch eine Verlängerung der Nutzdauer verteilt sich der Energieaufwand auf die gesamte Nutzungszeit. Außerdem führen selbst Wegwerftöpfe aus abbaubare Materialien zu Umwelt-Problemen, wie im letzten Absatz erörtert.

Mehrwegprodukte können durch ihre lange Nutzungsdauer wesentlich umweltfreundlicher sein. Daher empfehlen wir beim Kauf von Blumentöpfen eher auf qualitativ hochwertige langlebige Töpfe zu setzen, die auch nach dem Umtopfen weiterverwendet werden können und ggf. sogar nach dem Ende des Gebrauchs weitergegeben werden können.

Auch sollten Blumentöpfe für das Recyceln designt sein. Die wichtigste Vorraussetzung dafür ist, dass die Blumentöpfe aus einem stofflich einheitlichen Material bestehen. Weitere wichtige Anforderungen an recycelbare Blumentöpfen findest du im 3. Teil dieser Analyse.

Wiederverwendung als nachhaltige und umsetzbare Option

Theoretisch können Blumentöpfe nach ihrem Gebrauch im Sinne eines Mehrweg-Systems zurückgegeben, gereinigt und neu verteilt werden. Dieser Vorgang wird bereits sehr erfolgreich mit PET-Mehrwegflaschen umgesetzt. Bei Blumentöpfen besteht die Herausforderung darin, dass keine Infrastruktur zur Abgabe von gebrauchten Blumentöpfen besteht. Die einzelne postalische Rücksendung ist mit einem relativ hohen Kosten- und Zeitaufwand verbunden und außerdem nicht besonders effizient. Daher lässt sich eine professionelle Rücknahme von verwendeten Blumentöpfen im Moment aus unserer Sicht nicht umsetzen. Wir empfehlen stattdessen nicht mehr gebrauchte Töpfe zu verschenken oder zum Verkauf anzubieten und somit ihre Nutzungszeit zu verlängern. Auch vor dem eigenen Kauf neuer Töpfe kann überprüft werden, ob gebrauchte Töpfe verfügbar sind.

Gebrauchte Töpfe sollten vor der eigenen Nutzung gut ausgewaschen werden, um Keime und Larven von Substratresten nicht an die neu umgetopfte Pflanze zu übertragen.

Die Wiederverwendung ist aus Nachhaltigkeitsperspektive als sehr positiv zu bewerten, da einerseits kein Einsatz weiterer Ressourcen notwendig ist und andererseits auch weniger Mikroplastik und weitere schädliche Substanzen entstehen. Auch nach der Berücksichtigung von notwendigen zusätzlichen Transportwegen und dem Waschen von wiederverwendeten Produkten bleibt diese Option sehr nachhaltig.

Im Moment ist es oft günstiger neues Plastik zu produzieren, als altes Plastik wiederzuverwenden, daher müsste für eine professionelle Umsetzung eines Wiederverwendungssystems auch eine höhere Zahlungsbereitschaft beim Konsumenten vorhanden sein oder das System anders gefördert werden.

Welche Eigenschaften hat ein wiederverwendbares Material?

Da wir im letzten Punkt herausgearbeitet haben, dass Wiederverwendung eine sehr sinnvolle Option darstellt, können wir daraus einige Materialeigenschaften ableiten. In erster Linie sollten Töpfe, die für die Wiederverwendung geeignet sind, hitzebeständig sein (um gewaschen und thermisch desinfiziert werden zu können), lange halten (um mehrere Wiederverwendungs-Zyklen zu erlauben) und gut transportierbar sein (um problemlos den Besitzer zu wechseln). Es ergibt sich, dass ein optimaler Topf ungefähr hitzebeständig bis 60°C ist, für einen einfachen Transport leicht und bruchsicher ist und sich nicht selbst zersetzt. Zusätzlich besteht der Topf im Optimalfall aus einem recycelbarem Material, um am Ende der Lebenszeit recycelt werden zu können.

Herstellungsbedingungen von nachhaltigen Blumentöpfen

Ein weiteres Kriterium bei der Auswahl von nachhaltigen Blumentöpfen kann deren Produktionsweise sein. Da die Produktionsweise leider meistens von Anbietern nicht transparent kommuniziert wird, wollen wir hier nur kurz anreißen, worauf geachtet werden kann. Es lassen sich durch eine lokale Herstellung der Blumentöpfe Transportwege reduzieren. Allerdings sollte dabei auch Rücksicht auf die Herkunft der Ursprungs-Rohstoffe genommen werden. Im Fall unserer alten Bambus-Blumentöpfe haben wir diese in China produzieren lassen, da auch der notwendige Bambus aus China kommt. Eine Produktion in Deutschland würde den weiten Transport des Bambus nach Deutschland notwendig machen und so unterm Strich ähnlich schlecht abschneiden. Weiterhin und leider auch für den Verbraucher meistens nicht nachvollziehbar, kann der Energiemix in der Herstellung auf erneuerbare Energien umgestellt werden, um den Produktionsprozess nachhaltiger zu machen.

Kurzfassung der Erkenntnisse

1. Der Blumentopf sollte ungefähr die Form eines umgekehrt-abgeschnittenen Kegels haben und statt Übertopf einen Untersetzer verwenden, damit das Material möglichst effizient eingesetzt werden kann

2. Das Material sollte beständig (nicht biologisch abbaubar/kompostierbar) sein, um eine lange Nutzzeit des Blumentopfes zu gewähren 

3. Das Material muss aus einem recycelbaren einheitlichen Material (Monostoff) bestehen, damit das Material am Ende weiterverwendet werden kann

4. Das Material muss leicht, bruchfest und hitzebeständig sein, damit Transport und Weitergabe möglichst einfach umsetzbar sind

Wie lassen sich unsere aktuellen Blumentöpfe aus den Erkenntnissen dieser Analyse verbessern?

An dieser Stelle möchten wir anhand der Erkenntnisse dieser Analyse die Nachhaltigkeit unserer eigenen Blumentöpfe neu einordnen und überprüfen, wie wir uns in Zukunft noch weiter verbessern können. Unsere Blumentöpfe sind Teil unserer Anzuchtsets, die darauf abzielen Zimmerpflanzen nachhaltiger zu machen.

 Stärken Schwächen
Langlebiges, nicht biologisch abbaubares Material - Wiederverwendung möglich Multimaterial: schlechtes Recycling 
optimale funktionale Form - effizienter Materialeinsatz, Materialeinsparung Produktion in China: weiter Transportweg, Energie zur Produktion aus fossilen Energieträgern
Integrierter Untersetzer: kein Übertopf notwendig, Materialeinsparung
Geringes Gewicht + bruchfest: gut transportierbar
Hitzebeständig bis 70°C: Entkeimung und Wiederverwendung möglich

Wie können wir uns verbessern? Für unsere nächste Charge nachhaltiger Blumentöpfe produzieren wir die Töpfe aus einem Monomaterial, um das einfache Recycling der Töpfe zu ermöglichen. Außerdem planen wir, die Produktionsstätte nach Europa oder sogar Deutschland zu verlagern, um Transportwege zu reduzieren und die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards besser überprüfen zu können. Nach diesen beiden Verbesserungen legen wir unseren Fokus darauf, die Systeme zur Wiederverwendung und dem Recycling von Blumentöpfen in Deutschland zu verbessern.

Weiterlesen:

Nachhaltigkeitsanalyse von Zimmerpflanzen

Teil 2: Blumentöpfe: Materialen und deren Nachhaltigkeit (Ranking)

Teil 3: Recycelte Blumentöpfe – so entwickeln wir unsere Blumentöpfe aus Recyclingmaterial

Quellen (ausklappen)

DUH: Bioplastik bleibt Plastik!

DUH (2022): Ergebnisbericht: Praxisversuch zur Kompostierung von als „kompostierbar“ oder „abbaubar“ beworbenen Produkten

Verbraucherzentrale (2023): Gefahren für die Umwelt durch Plastik

UBA (2023): Biobasiert und biologisch abbaubare Kunststoffe

GIZ (2021): Material choices for environment-friendly packaging design

Zimmermann et al. (2020): Are bioplastics and plant-based materials safer than conventional plastics? In vitro toxicity and chemical composition

Haider et al. (2019): Plastics of the Future? The Impact of Biodegradable Polymerson the Environment and on Society

Scott Lambert, Martin Wagner (2017): Environmental performance of bio-based and biodegradable plastics: the road ahead

Elena Balestri et al. (2017): Biodegradable plastic bags on the seafloor: A future threat for seagrass meadows? 

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