Im dritten und letzten Teil unserer Analyse zu nachhaltigen Blumentöpfen geht es um den Einsatz von recyceltem Kunststoff. Unsere Frage lautete: Wie lässt sich ein funktionsfähiger Blumentopf aus 100% recyceltem Kunststoff entwickeln. In diesem Beitrag erfährst du, worauf wir wert gelegt haben und was wir bei der Entwicklung der recycelten Blumentöpfe beachten, um deren Nachhaltigkeit zu optimieren.
Inhalt
- Einleitung
- Mit recycelten Blumentöpfen Zimmerpflanzen neu denken
- Naturgebundener Kunststoff als Material für den recycelten Blumentopf
- Verschiedene Kunststoffe zu Blumentöpfen recyceln
- Sicherstellen, dass der recycelte Blumentopf selbst recycelbar ist
- Weiteren Herausforderungen bei der Entwicklung eines recycelten Blumentopfes
- Recycelte Blumentöpfe kaufen
Einleitung
Im ersten Beitrag zu nachhaltigen Blumentöpfen haben wir designtechnische und konzeptionelle Fragen geklärt. Im 2. Beitrag untersuchten wir verschiedene Blumentopf Materialien auf ihre Nachhaltigkeit und Eignung. Daraus ergibt sich für uns, dass recycelter Kunststoff das ideale Material ist für einen Blumentopf darstellt. In diesem Beitrag legen wir dar, wie wir einen recycelten Blumentopf entwickeln können.
So können wir mit recycelten Blumentöpfen Zimmerpflanzen neu denken
Unsere Vision als Unternehmen ist es, Zimmerpflanzen neu und nachhaltiger zu denken. Ein wichtiger Aspekt von Zimmerpflanzen ist ihr „zuhause“ der Blumentopf. Wir haben uns überlegt, wie sich die Blumentopf Nachhaltigkeit optimieren lässt. Dafür macht es aus unserer Sicht Sinn, den Lebenszyklus von Blumentöpfen neu zu denken. Statt „neu kaufen – einmal verwenden – wegwerfen (Einwegsystem)“ streben wir folgenden Lebenszyklus auf Basis des Prinzips der Kaskadennutzung und eines Mehrwegsystem an:
1. Aus der Natur gebundenen Müll zu langlebigen Blumentöpfen recyceln und diese Blumentöpfe durch ein Pfandsystem möglichst lange verwenden und später an neue Nutzerin und Nutzerinnen weitergeben.
2. Die Blumentöpfe aus einem recycelbaren Material designen, so dass diese am Ende des Lebenszyklus recycelt und neu verarbeitet werden können.
3. Das recycelte Material energetisch verwerten, wenn es nicht mehr mechanisch recycelbar ist (z.B. thermische Verwertung)
Auf diese Weise werden einerseits energie- und materialeffizient neue recycelte Blumentöpfe produziert und gleichzeitig mit jedem Blumentopf Müll aus der Natur gebunden.
Naturgebundener Kunststoff als Material für den recycelten Blumentopf
Wir haben geprüft, woher der Kunststoff am besten recycelt werden sollte. Dafür haben wir uns vereinfacht gefragt: Was passiert, wenn wir den Müll aus den verschiedenen Quellen nicht recyceln.
Post Industrial Rezyklat: wird mindestens verbrannt oder deponiert, aber wahrscheinlich sogar von anderen Unternehmen aufgrund seiner hohen Qualität verwertet -> kein akuter Handlungsbedarf
Post Consumer Rezyklat: ca. 3% landen in der Natur, der Rest wird mindestens verbrannt oder deponiert -> größerer Handlungsbedarf
Naturgebundener Kunststoff: verbleibt ohne Recycling in der Natur und sondert fortlaufend kritische Substanzen (Mikroplastik, weitere Schadstoffe ab) -> akuter Handlungsbedarf
Eine Erläuterung der Quellen findest du im Recycling Beitrag. Auf Basis unseres Wissens und unserer internen Problemgewichtung können wir den größten Beitrag leisten, wenn wir naturgebundenen Kunststoff recyceln.
Verschiedene Kunststoffe lassen sich am Lebensende zu neuen Blumentöpfen recyceln
Damit unsere recycelten Blumentöpfe später selbst wieder recycelbar sind, sollte der Kunststoff möglich stofflich einheitlich und ein wiederverwendbarer Thermoplast sein, damit er im nächsten Recycling-Zyklus problemfrei verwertet werden kann. Allerdings liegt der Flaschenhals wie wir festgestellt haben, nicht bei zu wenig recycelbaren Produkten, sondern bei den tatsächlich recycelten Produkten. Vereinfacht ausgedrückt: „Es ist keine Kunst ein recycelbares Produkt zu entwickeln, aber niemand will minderwertigen Kunststoff recyceln“. Deshalb liegt unsere Priorität darin, „schlechten“ Kunststoff aus der Natur zu recyceln. Folgende Materialanforderungen sind für recycelbaren Kunststoff wichtig:
• es sollte keinen negativen Geruch haben
• es sollte beständig sein, damit der recycelte Blumentopf eine lange Verwendungszeit hat (vor allem UV-beständig)
• es sollte nicht mit dem Substrat in Reaktion treten
• es sollte temperaturbeständig mindestens von 0 – 70 °C sein, damit der recycelte Blumentopf ausgewaschen und sauber weitergegeben werden kann
• es sollte keine Zugabe von neu produziertem (virginem) Kunststoff notwendig machen (100% recycelt)
• es sollte keine Schadstoffe freisetzen (REACH und POP-konform)
• es sollte aus naturgebundenem Kunststoff bestehen
• wenn möglich, reduzierte Transportwege des Rezyklates erreichen
Am ehesten kommen für unsere Anforderungen Rezyklate aus HDPE und PP in Frage.
Polyethylen (PE) ist ein günstiger und gut verformbarer Kunststoff, der auch gut gegen Säuren, Laugen und andere aggressive Stoffe beständig ist. Für unseren Anwendungsfall ist High Density Polyethylen interessant, der im Vergleich zur Version mit niedrigerer Dichte (LDPE) weniger flexibel und beständiger ist. Der Kunststoff ist zwischen -60 und 85°C temperaturbeständig und ohne Zusätze farblos. PE lässt sich sehr gut recycelt. Es werden aktuell ungefähr 13 Prozent des HDPE-Abfalls recycelt. In einer Studie waren 10 Recyclingzyklen möglich.
Polypropylen (PP) ist in der Regel etwas teurer als PE, gut verformbar und sogar fester und beständiger gegen Säuren als PE. Außerdem ist das Material noch etwas leichter. Polypropylen ist ungefähr zwischen 0 und 100°C temperaturbeständig. Daher ist es ohne Zusätze nicht für Blumentöpfe im Außenbereich geeignet. Das Material ist ohne Zusätze durchscheinend weiß, recycelt jedoch eher grau meliert. Polypropylen wird seltener recycelt als PE, theoretisch lässt sich die aktuelle Recyclingquote von 8 Prozent noch ausbauen. In einer Studie erlaubte der Kunststoff 4 Recyclingzyklen. In einer anderen Studie verlor recyceltes PP jedoch weniger schnell an Qualität als recyceltes PE. Außerdem werden beim Recycling von PP in der Regel keine giftigen Stoffe eingesetzt.
So können wir sicherstellen, dass unser recycelter Blumentopf selbst gut recycelbar ist
Bei unserer Recherche sind wir auf einige wichtige Anforderungen an das Produktdesign gestoßen, die eine bessere Recycelbarkeit gewährleisten können. Auf die folgenden Anforderungen werden wir nach Möglichkeit achten, da sie die Recycelbarkeit verbessern:
- Kennzeichnung des Materials und seiner Recyclingmöglichkeiten am Produkt
- Verzicht auf dunkle Einfärbung des Kunststoffes
- Einsatz stofflich einheitlicher Kunststoffe
- Einsatz häufig verwendeter Kunststoffe - Produktbestandteile eines anderen Materials z.B. Deckel, Etikett etc. vermeiden und wenn nicht anders möglich zumindest leicht separierbar machen
- Zusatz von schlecht recycelbaren Additiven vermeiden
- Kein Aufdruck, dafür ist eine Lasergravur möglich
Weiteren Herausforderungen bei der Entwicklung des recycelten Blumentopfes
Auch wenn wir sehr ambitionierte Ansprüche an den Blumentopf haben, sollte keine falsche Erwartungshaltung entstehen. Beim Recycling werden Abfälle zu neuen Produkten verwertet. Diese Abfälle lassen sich nicht einfach wieder zu makellosen Produkten verarbeiten. Daher müssen beim Recycling auch Abstriche gemacht werden und es ist unrealistisch zu erwarten, dass sich alles 1:1 umsetzen lässt. Wir sind allerdings mit unserer ersten Version des Recycling Blumentopf sehr zufrieden.
Wie wir bereits im Recyclingbeitrag dargelegt haben, ist echtes Recycling teurer als die Verwendung von neu produzierten Kunststoffen. Gleichzeitig sind die Materialeigenschaften minderwertig, was einige Anforderungen an das Produktdesign notwendig macht. Daraus resultiert, dass Verbraucher und Verbraucherinnen damit einverstanden sein müssen, einen höheren Preis für recycelte Blumentöpfe zu zahlen. Diese recycelten Blumentöpfe können mit ungewohnten Eigenschaften z.B. ungleichmäßiger Farbe einhergehen. Wenn diese Zahlungsbereitschaft und Produktakzeptanz nicht gegeben ist, können wir selbst mit den besten Absichten keine Veränderung erwirken.
Eine weitere wichtige Fragestellung liegt für uns darin, ob wir unseren recycelten Blumentopf zertifizieren lassen sollen. Dies würde für Verbraucher und Verbraucherinnen eine transparente Nachverfolgung zulassen, aber wäre mit weiteren Kosten verbunden. Da wir ein kleines Unternehmen sind, würde so eine Zertifizierung die Kosten und somit den Preis pro recycelten Blumentopf merkbar erhöhen. Wir kommen zu dem Ergebnis, dass wir uns das Zertifikat sparen, aber den Produktionsprozess möglichst transparent darlegen.
Eine weitere Schwierigkeit ist das Recycling von Blumentöpfen mit Substratresten. Nach langer Nutzzeit können sich Substratreste am Inneren des Topfes bilden, die einem sortenreinen Recycling im Weg stehen könnten. Hier werden Erfahrungen mit dem Produkt ggf. Anpassungen notwendig machen.
Recycelte Blumentöpfe kaufen

Hier findest du mehr Infos zu unserem Recyclingtopf und wie du ihn kaufen kannst.
Sind wir die Ersten, die recycelten Blumentöpfe anbieten? Die Antwort lautet: nein. Es gibt bereits eine Handvoll Anbieter, die Blumentöpfe aus recyceltem Kunststoff vermarkten. Allerdings bestehen bei diesen Anbietern aus unserer Sicht noch Verbesserungsmöglichkeiten bei der Nachhaltigkeit des Recyclings. Einerseits ist das Topfdesign nicht auf Nachhaltigkeit optimiert, so dass z.B. zusätzlich Innentöpfe aus virginem Kunststoff notwendig werden, andererseits bestehen die meisten dieser recycelten Blumentöpfe nur zu einem Teil aus Rezyklat. Dadurch wird der Zusatz von neu produziertem Kunststoff oder anderen höherwertigen Materialien notwendig und die Möglichkeiten des Recyclings ggf. eingeschränkt. Zuletzt fehlt es bei den meisten der Anbieter von Recycling Blumentöpfen an Transparenz. Es lässt sich nicht wirklich nachvollziehen unter welchen Bedingungen produziert wurde und die Herkunft des Materials ist auch unbekannt. Kurz gesagt: Es gibt noch einiges zu verbessern und wir haben vor, diese Verbesserungsmöglichkeiten in die Tat umzusetzen!
Teil 1: Nachhaltige Blumentöpfe kaufen: Worauf sollte man achten?
Teil 2: Blumentöpfe: Materialen und deren Nachhaltigkeit (Ranking)
Quellen: Dieser Beitrag wurde auf Basis unserer Recherche zu nachhaltigem Recycling verfasst