Zur Bekämpfung von verschiedensten Schädlingen können selbst hergestellte Pestizide aus sekundären Pflanzenstoffen (Botanicals) eingesetzt werden. Wir erklären auf einfachem Wege, wie Pestizide selbst hergestellt werden können und haben eine umfangreiche Liste mit Pflanzen aus dem eigenen Garten vorbereitet, die als Pestizidgrundlage genutzt werden können. Alle vorgestellten Mittel können als Pflanzenschutz ohne Chemie eingesetzt werden.
Inhalt
- Kurze Einführung in Pestizide
- Vor- und Nachteile von Botanicals
- Verschiedene Arten der Herstellung von natürlichen Pestiziden
- 33 bekannte Hausmittel zur Herstellung von Botanicals
- Botanicals aus Pflanzen herstellen, die im eigenen Garten wachsen
- Starke pflanzliche Pestizide, die du nicht im eigenen Garten findest (aber möglicherweise in deiner Küche)
- Botanicals richtig anwenden
- Wo geht die Reise hin
Kurze Einführung in Pestizide
Pestizide sind Pflanzenschutzmittel, die gegen Schädlinge wirken sollen. Sie lassen sich je nach „Angriffsziel“ feiner untergliedern, z.B. in Herbizide (Schutz gegen Pflanzen), Insektizide (Schutz gegen Insekten) oder Fungizide (Schutz gegen Pilze). Das Ziel von Pestiziden ist die Reduzierung der Schädlingslast. Das kann durch das Abtöten der Schädlinge, aber auch durch deren Schwächung oder Vertreibung erreicht werden.
In der konventionellen Landwirtschaft kommen vor allem synthetische Pestizide zum Einsatz. Sie wirken schnell und effektiv, bergen allerdings auch Risiken. So können sie zum Beispiel zu anhaltenden Resistenzen von Schädlingen führen oder Nützlingen wie Bienen Schaden zufügen.
Wir wollen uns in diesem Artikel mit natürlichen Pestiziden (Botanicals) beschäftigen: Sie sind einfach selbst herzustellen und einzusetzen und ihre Nutzung bringt keine oder nur geringe Risiken mit sich.
Jedes Jahr werden weltweit Pflanzenschutzmittel im Wert von über 40 Mrd. Euro verkauft.
Vor- und Nachteile von Botanicals
Vorteile von Botanicals: einfach selber herzustellen, keine Abhängigkeit von Produzenten, weniger Resistenzbildung bei Schädlingen, hinterlassen kaum Rückstände und bauen sich in der Umwelt schnell wieder ab, richten weniger Kollateralschäden an (z.B. keine Gefahr für Honigbienen), günstiger, zusätzliche Stärkung der Pflanzen durch die Nährstoffe in natürlichen Pestiziden
Nachteile von Botanicals: häufigere Anwendung nötig, weniger effektiv, längere Zeit, bis volle Wirkung entfaltet wird (Tage bis Wochen), weiteres Experimentieren nötig um optimale Wirkung herauszufinden, verflüchtigen sich schnell wieder z.B. durch Sonneneinstrahlung
Seit den 1950er Jahren hat sich der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft um den Faktor 50 erhöht.
Verschiedene Arten der Herstellung von natürlichen Pestiziden
Natürliche Pestizide lassen sich durch vier verschiedene Zubereitungsarten herstellen: Jauchen, Brühen, Auszüge oder Tees. Ihnen gemein ist, dass Pflanzenteile zerkleinert in Wasser eingelegt werden, um im Wasser Stoffe aus den Pflanzen zu lösen, die als Pestizide einsetzbar sind. Die verschiedenen Verfahren unterscheiden sich in der Dauer der Einweichung und der Temperatur des Wassers. Je nach Verfahren werden unterschiedliche Wirkstoffe aus den Pflanzen gelöst.
Als Jauche wird vergorenes Pflanzenmaterial in Wasser bezeichnet. Das Pflanzenmaterial wird für 2-3 Wochen in Wasser eingelegt und an einem sonnigen Standort ziehen gelassen.
Da das Gemisch nach einigen Tagen stark zu riechen beginnt, empfiehlt sich ein isolierter Standort. Es kann auch ein Deckel aufgelegt werden, um den Geruch zu minimieren. Allerdings sollte das Gefäß nicht fest verschlossen werden, da sich im Gärungsprozess Gase bilden, die entweichen sollten. Die Jauche ist nach 2-3 Wochen fertig, sobald sich keine neuen Bläschen mehr bilden. Durch die Zugabe von Steinmehl kann der strenge Jauchengeruch gemildert werden.
Anwendung: Verhältnis 1:10 gegen Schädlinge und zur Stärkung der Pflanze.
Die Jauche sollte nicht in einem Metallgefäß ziehen, da das Metall mit der Flüssigkeit reagieren kann und so ungewünschte Stoffe freigesetzt werden.
Ein Tee lässt sich am schnellsten zubereiten. Dafür werden Pflanzenteile in kochendes Wasser eingelegt und 15 Minuten lang ziehen gelassen.
Anwendung: unverdünnt gegen Schädlinge
Um einen Auszug herzustellen, werden Pflanzenteile 24 Stunden lang in kaltes Wasser eingelegt. Ein Vorteil ist, dass bestimmte Wirkstoffe nicht durch Hitze verloren gehen und, dass ein Auszug schnell herzustellen ist.
Anwendung: Verhältnis 1:1 gegen Schädlinge.
Eine Brühe ist ein Tee und ein Auszug in einem: Dafür werden Pflanzenteile 24 Stunden lang in Wasser eingelegt und im Anschluss 20 Minuten lang köcheln gelassen.
Anwendung: Verhältnis 1:5 gegen Schädlinge und zur Stärkung der Pflanze.
Manchmal wird auch von der Herstellung eines Sudes gesprochen. Als Sud werden aus dem Kochen, dem Gären oder anderen Aktivitäten zurückbleibende Flüssigkeiten bezeichnet. Daher kann man Jauchen, Brühen, Auszüge und Tees auch als Sud bezeichnen.
33 bekannte Hausmittel gegen Schädlinge
Es gibt eine große Bandbreite an natürlichen Mitteln gegen Schädlinge. Wir haben eine Übersicht aus möglichst vielen dieser Mittel erstellt. Die Pflanzen, die hier vorgestellt werden, wachsen in unseren Breiten bzw. sind im Handel frei verfügbar.
Für selbstgemischte Pestizide machen wir uns sekundäre Pflanzenstoffe von verschiedenen Pflanzen zunutze, die diese gegen Fressfeinde ausbilden.
Die folgenden Wirkmittel können gegen alle Schädlinge eingesetzt werden. Manche Pflanzen sind besonders effizient gegen bestimmte Schädlinge. In diesem Fall haben wir das unter „Spezialgebiet“ vermerkt.
Pestizide aus Pflanzen herstellen, die im eigenen Garten wachsen
1. Tabak
Spezialgebiet: Blattläuse, Raupen, Würmer
Zubereitung: a) Auszug aus 10 Zigarettenstümmeln + 500ml warmes Wasser b) Auszug aus 50g Tabakblätter + 1L Wasser
Erfahrung: https://www.youtube.com/watch?v=lM9dIX2EyRE&t=78s
Regulierung: als Pflanzenschutzmittel in Europa verboten, da Nikotin ein starkes Nervengift ist
2. Rhabarber
Spezialgebiet: Kraut/Braunfäule, Blattläuse
Zubereitung: Auszug aus 1L Wasser + 100g Rhabarberblättern (15 g trockenes Kraut)
Erfahrung: sehr effizient gegen Blattläuse, die enthaltene Oxalsäure kann sogar durch Kunststoff ätzen, grünschalige Rhabarbersorten wirken besser, da sie mehr Säure enthalten
3. Brennnessel
Spezialgebiet: Blattläuse, Weiße Fliegen, Minierfliegen, Pilzerkrankungen (Zimmerpflanzen Pilzbefall vorbeugen), kräftigt Pflanzengewebe, da reich an Silizium, Stickstoff, Kieselsäure, Eisen, Kalzium, Kalium, Magnesium, Flovonoide, Sterioden, Stickstoff, Vitamin B, K und C und ätherischen Ölen
Zubereitung: Auszug aus 100g Brennesselblättern (15 g trockenes Kraut) + 1L Wasser
Erfahrung: V. Köllner (1985) findet keine signifikante Schutzwirkung gegen Blattläuse, A. Bozik (1996) findet eine Schutzwirkung gegen manche, aber nicht alle Arten von Blattläusen. Der Geruch von Brennnesseljauche soll Minierfliegen abschrecken (keine wissenschaftliche Quellen)
4. Zwiebel
Spezialgebiet: pflanzliche Pilzkrankheiten, Vorbeuge von Pilzen, Bakterien, Blattläusen und Spinnmilben
Zubereitung: Brühe/Tee/Jauche aus 100g Zwiebeln + 1L Wasser
5. Zitrusfrüchte
Spezialgebiet: Weichtiere: Schnecken, Wollläuse, Blattläuse
Zubereitung: 15ml Orangenöl + 500ml Wasser/ Tee aus 7,5g getrocknete Bio-Orangenschalen + 500ml Wasser
6. Schachtelhalm
Spezialgebiet: besonders gegen Pilze (vorbeugend/eindämmend), Sternrußtau, Blattläuse und Spinnmilben, enthält Kieselsäure, Kalium, Saponin
Zubereitung: Brühe/Jauche/Tee aus 100g Schachtelhalmblätter (15 g trockenes Kraut) + 1L Wasser
7. Wermut
Spezialgebiet: besonders gegen Ameisen, Blattläuse, Säulenrost, Apfelwickler, Milben
Zubereitung: Jauche/Brühe/Tee aus 1l Wasser + 100g Wermutblätter (15 g trockenes Kraut)
8. Rainfarn
Spezialgebiet: besonders gegen Mücken, Blattläuse, Schmierläuse, Schildläuse, Schnecken und Pilze (wegen enthaltenem Thujon)
Zubereitung: Jauche/Brühe/Tee aus 1L Wasser + 100g Rainfarnblätter (15 g trockenes Kraut)
9. Oregano
Spezialgebiet: Blattläuse
Zubereitung: Auszug aus 1L Wasser + 100g Oreganoblättern (15 g trockenes Kraut)
10. Efeu
Spezialgebiet: Der enthaltene Wirkstoff Saponin reduziert Blattläuse
Zubereitung: Auszug aus 100g Efeublättern + 1L Wasser
11. Kastanien
Saponine sind natürlich vorkommende seifenartige Stoffe, die besonders gegen Blattläuse wirksam sind. In Nachtschattengewächsen wie Kartoffeln z.B. kommt Solanin vor
12. Kartoffeln
Spezialgebiet: Blattläuse, Düngung, enthalten Solanin
Zubereitung: Kochwasser von Kartoffeln unverdünnt anwenden
Es können auch Suds aus einer Kombination verschiedener Pflanzen hergestellt werden.
13. Holunder
Spezialgebiet: Kohlweißling
Zubereitung: Auszug/Brühe/Tee aus 1L Wasser + 100g Holunderblättern
Spezialgebiet: Vorbeuge von Pilzen und saugenden Schädlingen
Zubereitung: Aufzug aus 15g getrockneten Blüten + 1L Wasser
15. Muskatellersalbei
Spezialgebiet: Vorbeuge gegen Schädlinge
Zubereitung: Jauche aus 100g Blättern + 1L Wasser
16. Lavendel
Spezialgebiet: Pilze + Blattläuse
Zubereitung: Auszug aus 100g Lavendel (Blüten/Blätter) + 1L Wasser
17. Kapuzinerkresse
Spezialgebiet: hemmt Bakterien und Pilze,
Zubereitung: Auszug aus 100g Blättern + 1L Wasser
Auch für Pflanzen selbst sind ihre Giftstoffe nicht ohne. Daher werden diese oft nur in bestimmten Teilen der Pflanze angelagert oder als Vorstufe produziert, die erst nach einer Verletzung in den Giftstoff übergeht.
18. Farnkraut
Spezialgebiet: gegen Kaliummangel, Schnecken, Blattläuse, Pilze
Zubereitung: Brühe aus 1L Wasser + 100g Farnkrautblätter (15g trockenes Kraut)
19. Beinwell
Spezialgebiet: Düngung, enthält Kalium, Kieselsäure und Gerbstoffe
Zubereitung: Jauche/Brühe/Tee aus 1L Wasser + 100g Beinweilblätter (15 g trockenes Kraut)
20. Löwenzahn
Zubereitung: Jauche/Brühe/Tee aus 1L Wasser + 100g Löwenzahnblätter (15 g trockenes Kraut)
21. Chili
Zubereitung: Auszug aus 20g Chilischoten + 500ml Wasser
22. Knoblauch
Spezialgebiet: Blattläuse, Weiße Fliegen
Zubereitung: Auszug aus 100g Knoblauch + 500ml Wasser
23. Kamille
Zubereitung: Brühe/Tee aus 1L Wasser + 100g Kamilleblüten (15 g trockenes Kraut)
24. Tomaten
Zubereitung: Auszug aus 1L Wasser + 100g Tomatenblättern (15 g trockenes Kraut)
25. Adlerfarn
Spezialgebiet: Blattläuse, sehr kalkhaltig - stärkt Pflanzen
Zubereitung: Brühe aus 100g Adlerfarn + 1L Wasser
26. Schwarzer Tee
Spezialgebiet: Blattläuse
Zubereitung: Tee aus 2 Teebeuteln + 1L kochendem Wasser - nach Abkühlung auf die befallene Pflanze sprühen
27. Wasserpfeffer
Spezialgebiet: Weiße Fliege
Zubereitung: 50g Wasserpfeffer in für 3 Tage in 250ml Methanol einlegen, dann durch ein Sieb filtern und im Verhältnis 1:20 mit Wasser mischen
Erfahrung: Ghosh/Sunil (2014) konnten bei einer Anwendung 52.16% Schädlingsredukition nach 3 Tagen, 50.34% nach 7 Tagen und 39.46% nach 11 Tagen erreichen.
Durch genaues Beobachten können weitere Botanicals identifiziert werden: Wenn eine Pflanzenart gegen bestimmte Schädlinge resistent zu sein scheint, dann kann sie in Form eines Sudes auch gegen diese Schädlinge auf anderen Pflanzen eingesetzt werden.
Starke pflanzliche Pestizide, die du nicht im eigenen Garten findest (aber möglicherweise in deiner Küche)
28. Waschnuss
Spezialgebiet: Der enthaltene Wirkstoff Saponin reduziert Blattläuse
Zubereitung: Auszug aus zehn zerkleinerten Waschnüssen + 1L Wasser
29. Salz
Spezialgebiet: Spinnmilben
Zubereitung: 2 EL Salz in 1L warmen Wasser auflösen
30. Milch
Spezialgebiet: Mikroorganismen in Milch gehen gegen Pilze (besonders Mehltau) vor, das enthaltene Natriumphosphat stärkt die Abwehrkräfte der Pflanze, bei leichtem Befall auch gegen Blattläuse wirksam
Zubereitung: 50ml frische Milch + 400ml Wasser + 1 Tropfen Seife
Erfahrung: Bettiol (1999) hat herausgefunden, dass Milch sehr gut gegen echten Mehltau hilft bei Zucchinis hilft. Es ist davon auszugehen, dass eine Milchbehandlung auch bei anderen Pflanzen sehr gut funktioniert. Um die volle Wirkung zu entfalten, sollte außerdem Sonne auf die behandelte Stelle scheinen.
Milch wird z.B. von Paprika Produzenten verwendet, um Hände und Werkzeuge zu desinfizieren. So können Pflanzenviren nicht so einfach von Pflanze zu Pflanze übertragen werden.
31. Chrysanthemen (Pyrethrum)
Spezialgebiet: lähmt Insekten
Zubereitung: Tee aus 100g Chrysanthemenblüten + 1L Wasser
Pyrethrum ist das am meisten eingesetzte Botanical. Ungefähr 80% aller verkauften natürlichen Pestizide basieren auf diesem Stoff.
32. Öltinktur
Spezialgebiet: erstickt Insekten
Zubereitung: 2 EL Pflanzenöl + 1-2 Tropfen Spülmittel + 1L Wasser (kräftig schütteln)
33. Neemöl
Spezialgebiet: alle saugenden Insekten -> bewirkt Stopp der Nahrungsaufnahme, Pilzkrankheiten
Zubereitung: 5 Tropfen + 1L Wasser
Erfahrung: Eine 70% Lösung zerstört bei Beckerman Sporen von Echtem Mehltau und die Eier vieler Schädlinge. Eine schwäche Wirkung besteht gegen andere Pilzkrankheiten. Außerdem scheint eine Behandlung laut Lowery/Isman (1995) Nützlingen wie Marienkäfern nicht groß zu schaden.
34. Kaffee
Spezialgebiet: Blattläuse, Trauermückenlarven im Boden, Dünger durch hohen Schwefel-, Stickstoff- und Phosphorgehalt, Säuerung des Substrats durch niedrigen pH-Wert
Zubereitung: abgestandenen Kaffee 1:1 mit Wasser verdünnen
Die in den Tropen vorkommenden sekundären Pflanzenstoffe Rotenon, Sabadill und Ryania sind weitere vielversprechende pflanzliche Pestizide. Sie könnten in Zukunft wirtschaftlich nutzbar gemacht werden und als Pestizide verkauft werden.
Eine umfangreiche Übersicht mit weiteren Pflanzenwirkstoffen und deren Einsatzgebieten findet sich in
- Lengai et al. (2020): Phytochemical activity and role of botanical pesticides in pest management for sustainable agricultural crop production, S. 4ff.
- Ngegba et al. (2022): Use of Botanical Pesticides in Agriculture as an Alternative to Synthetic Pesticides, S. 3ff.
Unser Ziel ist es, jeden Wirkstoff weiter zu erproben und dadurch zu erforschen, welche von ihnen am besten funktionieren. Nach und nach werden wir im Zuge dessen jeden Wirkstoff mit Erfahrungsberichten versehen. Damit wir schneller zu Ergebnissen kommen, kannst du uns helfen. Wenn du schon Erfahrungen mit einem dieser Mittel hast oder eine deiner Zimmerpflanzen grade befallen ist, dann schreib uns gerne eine E-Mail an info@pflanzpaket.de. Wir veröffentlichen dann deine Erfahrung oder stimmen mit dir eine Behandlung ab. Für jede Unterstützung gibt es von uns ein kleines Dankeschön. Gerne verlinken wir auch zu Beiträgen aus anderen Blogs.
Natürliche Pestizide richtig anwenden
Dein Selfmade-Pestizid kannst du, sobald es bereit ist, in eine Sprühflasche füllen und deine Pflanzen damit mehrfach besprühen. Am sinnvollsten sind 3-4 Sprühgänge im Rhythmus von 4 - 5 Tagen. Beachten solltest du, dass du nicht zur heißesten Tageszeit sprühst, also eher am Morgen oder Abend, denn sonst könnten deine Pflanzen verbrennen.
Außerdem können manche Pflanzen empfindlich auf deine Mixtur reagieren. Daher solltest du nach jedem neuen Sprühgang sicherstellen, dass deine Pflanze mit der Behandlung glücklich ist (keine auffälligen Verfärbungen oder schlappe Blätter).
Die Behandlung musst du nicht auf befallene Pflanzen beschränken, auch gesunde Pflanzen können prophylaktisch behandelt und dadurch gestärkt werden.
Wo geht die Reise hin
Derzeit wird vermehrt an biologischen und genetischen Schädlingskontrollen geforscht. Pflanzen werden genetisch verändert, um weniger anfällig für Schädlinge zu sein und die Erbsubstanz von Nützlingen wird so verändert, dass diese leistungsfähiger gegen Schädlinge vorgehen. Das könnte zu einer neuen landwirtschaftlichen Revolution mit höheren Erträgen und effizienteren Anbautechniken führen. Es könnte allerdings auch neue Gefahren mit sich bringen, die wir nur noch nicht sehen. Diese Forschung bewegt sich auf einem schmalen Grat und muss ethisch fortwährend geprüft werden. Neue Technologien müssen umfassend erforscht und verzerrende Lobbyeinflüsse minimiert werden. Andernfalls riskieren wir erneute Fehleinschätzungen wie den Einsatz von Arsen (Risiko Arsenvergiftung) seit der Antike oder den Einsatz des „Wundermittels“ DDT seit Ende der 40er Jahre.
Während der 70er Jahre wurde der Einsatz des Pestizids DDT in der Landwirtschaft in vielen Ländern verboten, da sich herausstellte, dass es hormonähnliche Wirkungen hat und viele negative Folgen für Mensch und Tier mit sich bringt.
Auch modernere viel benutzte Pestizide wie Neonicotinoide und Glyphosat sind stark umstritten. Sie haben nachweislich negative Auswirkungen auf die Bienenbestände und ihre negative Auswirkung auf die menschliche Gesundheit wird weiter erforscht.
Meinung: Überall wo möglich, sollten wir eine Rückkehr zu natürlichen Pflanzenschutzmitteln probieren. Sie haben sich über Jahrhunderte bewährt und bergen kaum Risiken für Flora und Fauna. Durch ihre weitere Nutzung wird das Wissen um sie erhalten und natürliche Kreisläufe werden nicht negativ beeinflusst. Gerade in Bezug auf Zimmerpflanzen gibt es wenig Argumente für den Einsatz hochkomplexer und/oder synthetischer Pestizide.
Quellen
V. Köllner (1985), Untersuchungen über die Wirkung von Brennessel Kaltwasserauszügen auf Blattläuse, S. 156-159
A. Bozsik (1996), Studies on aphicidal efficiency of different stinging nettle extracts, S. 21- 22
Lengai et al. (2020): Phytochemical activity and role of botanical pesticides in pest management for sustainable agricultural crop production, S. 4ff.
Ngegba et al. (2022): Use of Botanical Pesticides in Agriculture as an Alternative to Synthetic Pesticides, S. 3ff.
D.T. Lowery/M.B. Isman (1995): Toxicity of Neem to Natural Enemies of Aphids, S. 297-306
Wagner Bettiol (1999): Effectiveness of cow's milk against zucchini squash powdery mildew (Sphaerotheca fuliginea) in greenhouse conditions
Janna Beckerman: Using Organic Fungicides
GHOSH, SUNIL (2014) Incidence of white fly (Bemisia tabaci Genn.) and their sustainable management by using biopesticides. In: Rahmann, G. und Aksoy, U. (Hrsg.) Building Organic Bridges, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Braunschweig, Germany, 2, Thuenen Report, Nr. 20, S. 623-626.