Die Aloe arborescens, auch bekannt als "Baum-Aloe" oder "Fackel-Aloe", gehört zur Familie der Affodillgewächse (Asphodelaceae) und ist eine enge Verwandte der populären Aloe vera. Während Letztere in nahezu jedem Drogeriemarkt zu finden ist, fristet die Aloe arborescens eher ein Schattendasein – zu Unrecht. Ihre besonderen Inhaltsstoffe, ihre optische Erscheinung und ihre Robustheit machen sie zu einer faszinierenden Pflanze für Hobbygärtner und Heilpflanzenfreunde. In diesem Beitrag zeigen wir, wie du Aloe arborescens selbst aus Samen ziehen kannst, worin sie sich von der Aloe vera unterscheidet und wie du sie am besten pflegst.
Inhalt
- Aloe arborescens aus Samen ziehen
- Aloe arborescens vs. Aloe vera
- Aloe arborescens Pflege
- Medizinische Anwendung – Was kann Aloe arborescens?
- Quellen
Aloe arborescens aus Samen ziehen: So gelingt die Anzucht
Die Anzucht von Aloe arborescens aus Samen ist eine spannende und lohnende Aufgabe, erfordert jedoch etwas Geduld. Im Vergleich zur vegetativen Vermehrung (durch Ableger) ist die Samenanzucht aufwendiger, hat aber auch eine ganze Menge Vorteile (Beitrag dazu kommt bald)
Wo bekommt man Aloe Samen?
Samen der Aloe arborescens sind online bei spezialisierten Saatgut-Händlern oder bei botanischen Gärtnereien erhältlich. Auch wir bieten bald Aloe Samen an. Achte auf frische Samen und eine zuverlässige Herkunft, dadurch steigt die Keimwahrscheinlichkeit und die Dauer zur Keimung sinkt.
Der richtige Zeitpunkt zum Säen
Die beste Zeit für die Aussaat ist das Frühjahr oder der Frühsommer, da zu dieser Jahreszeit für die Samen viel Licht und Wärme verfügbar ist. Wir haben bei eigenen Tests die Erfahrung gemacht, dass die Samen auch zu jedem anderen Zeitpunkt im Jahr gut eingepflanzt werden können und zuverlässig keimen. Wichtig ist im Winter nach der Keimung ein Standort an einem hellen Fenster.
Anleitung zur Aussaat
1. Substrat: Verwende eine durchlässige Mischung aus Kakteenerde oder Anzuchterde mit einem hohen Anteil an Sand oder Perlit. Die Erde sollte nährstoffarm und gut drainiert sein. Dadurch lässt sich Staunässe verhindern und die Samen erhalten für die Keimung Sauerstoff.
Testreihen zeigen, dass die Aloe relativ empfindlich auf Salze im Substrat reagiert. Ein nährstoffarmes Substrat für die Anzucht erhöht daher die Keimquote.
2. Aussaat: Streue mehrere Samen (10-20) auf das Substrat und bedecke sie nur leicht mit einer dünnen Schicht Sand oder Erde. Die Samen der Aloe sind Lichtkeimer und keimen wesentlich besser, wenn sie nicht vollständig von Substrat bedeckt sind.
3. Gießen: Feuchte das Substrat vor dem Einpflanzen der Samen bereits einmal gründlich an. Nach dem Aussäen nochmal vorsichtig mit Wasser besprühen und bis zur Keimung gleichmäßig feucht halten. Staunässe sollte für Samen unbedingt vermieden werden. Sorge dafür, dass überschüssiges Wasser immer ablaufen kann entferne es aus dem Untersetzer nach dem Gießen.
4. Abdecken: Ein Mini-Gewächshaus oder eine transparente Abdeckung (z.B. Klarischtfolie) sorgt für eine hohe Luftfeuchtigkeit und stabile Temperaturen zwischen 20–25 °C. Durch diese Maßnahme erhöhst du die Keimquote merklich. Wichtig dabei: Regelmäßig lüften, da sich sonst bei den Samen oder auf dem Substrat Schimmel bilden kann.
5. Keimdauer und Keimquote: Je nach Bedingungen keimen die Samen innerhalb bereits nach 2 Wochen. Nachzügler können sich bis zu 6 Wochen Zeit lassen. Wenn du 10-20 Samen aussäst, sollten davon ungefähr 3-12 Samen keimen (30-60% Keimquote).
6. Nach der Keimung: Sobald die Sämlinge mehrere Blätter gebildet haben (ca. 2–4 cm groß), kannst du sie vorsichtig in Einzeltöpfe umsetzen. Verwende weiterhin lockeres, gut drainiertes Substrat und gewöhne die Jungpflanzen langsam an mehr Licht.
Aloe arborescens vs. Aloe vera – ein Vergleich
Obwohl beide Pflanzen eng verwandt sind, unterscheiden sich Aloe arborescens und Aloe vera in mehreren Punkten – sowohl optisch als auch hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe und Verwendung.
Merkmal | Aloe arborescens | Aloe vera |
Wuchsform | Buschig, verzweigt, kann bis zu 2–3 m hoch werden | Rosettenförmig, eher kompakt |
Blätter | Schmaler, spitz zulaufend, oft mit rötlichen Rändern | Breiter, fleischiger, grün bis bläulich |
Blüten | Rot-orange, in aufrechten Kerzenständen | Gelb bis orange, seltener |
Gelmenge | Weniger Gel pro Blatt | Viel Gel, dickfleischige Blätter |
Heilwirkung | Höherer Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen, stark antioxidativ und immunstärkend | Ebenfalls heilend, besonders hautberuhigend |
Pflege | Etwas robuster gegenüber Kälte, langsameres Wachstum | Schneller wachsende Art, empfindlicher gegen Kälte |
Samen | Höhere Keimquote, hochwertige Samen erhältlich | Geringe Keimquote, Samen im Handel keimen kaum |
Fazit: Die Aloe arborescens ist noch heilkräftiger als die Aloe Vera, da sie eine höhere Konzentration von effektiven Inhaltsstoffen hat. Da sie jedoch aufgrund ihrer kleineren Blätter etwas schwieriger zu ernten ist, wird sie im kommerziellen Anbau weniger als die Aloe Vera genutzt. Für den Anbau zuhause ist sie jedoch der Aloe vera gegenüber zu bevorzugen.
Aufgrund des begehrten Gels der Pflanze werden häufig Wildbestände „geerntet“. Die Pflanze gilt daher mittlerweile als gefährdet und steht unter dem Washingtoner Artenschutzabkommen.
Aloe arborescens Pflege: So bleibt die Pflanze gesund
Aloe arborescens ist relativ pflegeleicht, solange einige grundlegende Bedürfnisse beachtet werden:
Standort: Die Baum Aloe liebt Licht! Ein sonniger Platz am Südfenster oder im Sommer im Freien ist optimal. Dabei verträgt sie auch hohe Temperaturen, wobei 18-25°C ideal sind. Einige Erfahrungsberichte zeigen, dass die Pflanze weniger frostempfindlich als die Aloe Vera ist und ggf. auch kurze Perioden unter 0°C überstehen kann. Eine Überwinterung im Außenbereich empfehlen wir jedoch nicht, weil die Pflanze dies wahrscheinlich nicht überstehen wird.
In Südafrika wird die Pflanze als natürlicher Zaun gehalten: durch die Zähne an den Blättern werden Weidetiere daran gehindert das Gehege zu verlassen.
Gießen: Als Wüstenpflanze, die in ihren Blätter Wasser in Form des heilsamen Gels speichert, kommt die Aloe arborescens auch mal relativ gut ohne Wasser zurecht. Die Pflanze wird im Sommer immer dann gegossen, wenn die Erde vollständig ausgetrocknet ist. Im Winter gießt man die Pflanze deutlich seltener, ungefähr alle 2-3 Wochen.
Substrat und Umtopfen: Aloen benötigen im Idealfall eine luftige Kakteenerde. Als eigene Mischung können z.B.: Blumenerde, Sand und Bims/Perlit im Verhältnis von 2:1:1 zusammengemischt werden. Auch eignet sich unsere Drachenbaum Erde für Aloen. Die Pflanze sollte ungefähr alle 2-3 Jahre umgetopft werden, immer wenn der Topf vollständig durchwurzelt ist. Dafür wird die Aloe vorsichtig aus dem Topf gelöst und in einen ca. 2-3cm größeren Topf gelassen. Der Topf sollte am besten ein Abflussloch haben, um Staunässe zu vermeiden.
Vorsicht mit den Wurzeln der Aloe arborescens: Diese sind sehr empfindlich und brechen leicht ab.
Dünger und Blütenbildung: Von März bis September sollte die Pflannze ungefähr alle 4–6 Wochen gedüngt werden. Auf diese Weise wächst sie schneller und eine Blütenbildung ist wahrscheinlicher. Um die besondere rote Blüte zu bilden, braucht die Aloe sehr viel Licht und Nährstoffe. Stimmen alle Bedingungen bildet die Pflanze von Dezember bis Februar ihre Blüte und ist damit ein toller nachhaltiger Ersatz zu Weihnachtssternen.
Häufige Schädlinge: Die Aloe ist eine recht robuste Pflanze, die nicht häufig von Schädlingen befallen wird. Besonders aus Samen gezogene Examplare werden sellten befallen. Gelegentlich können Wollläuse oder Spinnmilben auftreten, besonders bei zu trockener Heizungsluft. Abhilfe schaffen Neemöl, milde Seifenlauge oder andere Botanicals.
Medizinische Anwendung – Was kann Aloe arborescens?
Während Aloe vera in vielen Kosmetikprodukten enthalten ist, ist die Aloe arborescens in der westlichen Welt noch eher ein Geheimtipp. In der traditionellen Medizin hingegen wird sich schon jahrhundertelang für viele Beschwerden eingesetzt. Größere Bekanntheit erlangte sie unter anderen in der Neuzeit, als ihre Wirkstoffe zur Behandlung bei Strahlenopfern von Hiroshima effektiv eingesetzt wurden.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die die Wirkung der Pflanze belegen und sogar zeigen, dass die Wirkstoffkonzentration höher als bei der Aloe vera liegt. Die Aloe arborescens ist mittlerweile sogar (im Gegensatz zur Aloe vera) in Deutschland als Heilpflanze zugelassen.
Zur Anwendung bei Hautbeschwerden kann das schleimige Gel der Pflanze aus den Blättern als Ganzes auf die betroffene Stelle gelegt werden.
Die Pflanze kann sowohl äußerlich gegen Auschläge, Verbrennung und andere Hautbeschwerden als auch innerlich– etwa in Form von Aloe-Elixieren oder Tinkturen eingesetzt werden. Die wichtigsten Anwendungsmöglichkeiten sind:
- Immunsystem-Stärkung
- Magen-Darm-Beruhigung
- Entgiftung und Zellregeneration
- Hautregeneration
Sowohl in der Aloe vera als auch Aloe arborescens ist Aloin im äußeren Blattgewebe enthalten. Die gelbliche chemische Verbindung wirkt abführend und sollte vor der Verarbeitung der Blätter abgetropft werden.
Quellen
- Espinos-Leal & Garcia-Lara (2020): In Vitro Germination and Initial Seedling Development of Krantz Aloe by Smokesaturated Water and Seed Imbibition
- Kulkarni et al. (2013): Seed germination and phytochemical evaluation in seedlings of Aloe arborescens Mill.
- Smith, Klopper & Crouch (2008): Aloe arborescens (Asphodelaceae: Alooideae) and CITES
- Hankey & Notten (2004): Aloe arborescens Mill. Jia, Zhao & Jia (2008): Preliminary evaluation: The effects of Aloe ferox Miller and Aloe arborescens Miller on wound healing