Der Weihnachtsstern ist die Klassiker-Weihnachtsdekoration. Durch die Anzucht aus Samen kann die Zimmerpflanze nachhaltiger gewonnen werden, allerdings bringt die Anzucht auch Schwierigkeiten mit sich. In diesem Beitrag erfährst du, woher du Weihnachtsstern Samen bekommst, welche Keimquote und Keimdauer die Samen haben und alle weiteren wichtigen Infos über den Weihnachtsstern und seine Samen.
Inhalt
- Samensteckbrief Weihnachtsstern
- Allgemein Infos zum Weihnachtsstern
- Besonderheiten der Anzucht aus Samen
- Weihnachtsstern Samenkapseln ernten
- Weihnachtsstern Samen kaufen
- Weihnachtsstern Samen einpflanzen
- Pflege nach der Keimung
- Nachhaltige Weihnachtssterne
- Quellen und weiterführende Literatur
Weihnachtsstern
DIE Weihnachtspflanze mit wundervollen "Blüten"
Anzuchtschwierigkeit: einfach
Keimdauer: 2-4 Wochen
Wachstum: schnell
Dunkelkeimer
Seltene Samen: Während sich der Weihnachtsstern problemlos aus Samen ziehen lässt, ist es schwierig an frische Samen zu gelangen.
Allgemeine Infos zum Weihnachtsstern
Der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) auch Poinsettie ist eine beliebte Zimmerpflanze, die in der Weihnachtszeit millionenfach verkauft wird. Die Pflanze kommt ursprünglich aus Mittelamerika und wächst dort als kleiner Baum mit einer Höhe von bis zu 5 Metern. Als Zimmerpflanze gehalten bleibt die Pflanze in einer handlichen Größe und wird oft wenige Monate nach ihrem Kauf entsorgt. Die Pflanze enthält einen Milchsaft, der in der Veterinärmedizin z.B. zum Desinfizieren von Wunden eingesetzt wird. Der Saft ist für Menschen und Haustiere schwach giftig.
Etabliert als Weihnachtsstern wurde die Poinsettie am Anfang des 20. Jahrhundert. Damals hatte die deutsche Auswandererfamilie Ecke die Pflanze aufgrund ihrer besonderen Blattfarbe als „Weihnachtsblume“ umfangreich vermarktet.
Besonderheiten der Anzucht aus Samen
Je nach Betrachtungsweise hat die Anzucht von Weihnachtssternen einige Vor- bzw. Nachteile:
- Nur durch die vegetative Vermehrung (Stecklinge) kann sichergestellt werden, dass die Abkömmlinge das gleiche Erscheinungsbild wie ihre Elternpflanzen haben. Im Umkehrschluss lassen sich durch die Vermehrung aus Samen immer wieder optische Überraschungen erreichen. Aufgrund der Variation der Samenpflanzen werden auf kommerziellen Level Weihnachtssterne ausschließlich über Stecklinge vermehrt. Lediglich zur Züchtung von neuen Arten wird die Vermehrung über Samen vorgenommen.
- Aus Samen gezogene Weihnachtssterne wachsen eintriebig und stärker in die Höhe als Steckling-Abkömmlinge. Das liegt daran, dass kommerzielle Pflanzen absichtlich mit kleinen Mikroorganismen (Phytoplasmen) infiziert sind. Diese Phytoplasmen sorgen dafür, dass sich die Pflanze zu einer buschartigen Erscheinung verzweigt und ihre typische Verkaufsform erreicht. Die Phytoplasmen hemmen auch die Fortpflanzung und Samenbildung bei infizierten Weihnachtssternen.
- Aus Samen gezogene Keimlinge bleiben von manchen Viruserkrankungen des. Weihnachtssternes verschont, weil diese nicht über Samen übertragbar sind.
- Weihnachtsstern Samen verlieren ihre Haltbarkeit recht schnell und sollten daher nach der Ernte zeitnah eingepflanzt werden.
Weihnachtsstern Samenkapseln ernten
Wenn dein Weihnachtsstern blüht und befruchtet wird, kann es sein, dass er Samen bildet (Achtung nicht verwechseln: Die roten Blätter des Weihnachtssterns sind keine echten Blüten. Die wahren Blüten sind eher klein und unscheinbar). Du kannst die Samenkapseln von der Pflanze lösen, sobald sie braun werden. Dann kannst du die Samenkapsel weiter in einer geschlossenen Papiertüte in der Sonne trocken. Sobald die Samen bereit zum Einpflanzen sind, werden sie aus der Samenkapsel bis zu 2 Meter weit herausgeschleudert. In jeder Samenkapsel befinden sich bis zu 3 Samen mit einer Länge von 6-8mm.
Wenn dein Weihnachtsstern Samen bildet, ist das ein besonderes Glück. Viele Pflanzen bilden keine Samen.
Weihnachtsstern Samen kaufen
Auf dem europäischen Markt gibt es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels (24.10.24) leider keine hochwertigen Weihnachtsstern Samen zum privaten Kauf. Aufgrund der Beliebtheit der Pflanze und den Nachhaltigkeitsproblemen von konventionellen Weihnachtssternen halten wir bereits Ausschau nach einer Quelle für hochwertige Weihnachtsstern Samen und informieren dich an dieser Stelle bzw. in unserem Newsletter, wenn hochwertige Samen verfügbar sind.
Alternativ lassen sich Samen der verwandten wilden Poinsettia (Euphorbia heterophylla) kaufen und ziehen. Einige Studien bescheinigen den Samen der Pflanze eine bemerkenswerte Keimquote von über 90 Prozent, selbst bei sehr widrigen Gegebenheiten. Allerdings gilt die Pflanze in Nordamerika als Unkraut und sie könnte in Europa als invasive Art ggf. ein Eigenleben entwickeln. Daher ist bei der Pflanze Vorsicht geboten.
Weihnachtsstern Samen einpflanzen
Zum Einpflanzen der Samen eignet sich ein lockeres leicht saures Substrat. Hierfür kannst du z.B. eine Mischung aus 50 Prozent Perlit und 50 Prozent Kompost heranziehen. Die Samen werden ca. 0,5 cm tief in das Substrat eingesetzt und das Substrat im Anschluss feucht, aber nicht nass gemacht.
Eine Stratifzierung (Kältephase) von Weihnachtsstern Samen ist nicht notwendig.
Achte darauf, dass überschüssiges Wasser über den Untersetzer ablaufen kann. In den folgenden Tagen sollte der Topf mit den Samen an einem gleichmäßig warmen Standort platziert werden und dafür gesorgt werden, dass das Substrat nie vollständig austrocknet. Nach ungefähr 2-4 Wochen keimen die ersten Samen.
Die Keimquote der Samen variiert sehr stark mit ihrer Größe: Während große gesunde Weihnachtsstern Samen eine Keimquote von über 90 Prozent erreichen können, keimen sehr kleine und beschädigte Samen teilweise gar nicht. Eine mittlere Keimungsrate von etwas über 50 Prozent ist realistisch.
Pflege nach der Keimung
Junge Weihnachtssterne wachsen relativ schnell. Ungefähr 4-6 Wochen nach der Keimung hat die Pflanze bereits 3-4 Blätter gebildet. Nach ungefähr 2 Monaten ist der junge Weihnachtsstern schon 10 cm groß. Nach weiteren 2 Monaten ist die Höhe vieler Pflanzen ungefähr 25 cm. Je nach der Größe des Anzuchttopfes können die jungen Keimlinge 1 Monat nach der Keimung oder später umgetopft werden. Als idealer Standort eignet sich ein heller und warmer Platz ohne starke direkte Sonneneinstrahlung und ohne kalte Zugluft. Bei kalten Temperaturen reagiert der Weihnachtsstern besonders empfindlich. Der Weihnachtsstern sollte besonders während der Blütephase reichlich gegossen werden. Zur Erreichung der (falschen) Blüte rund um Weihnachten muss der Weihnachtsstern ab Oktober in eine künstliche Dunkelphase versetzt werden. Dafür muss die Pflanze täglich für mindestens 12 anhaltende Stunden in vollständige Dunkelheit gebracht werden. Das lässt sich z.B. innerhalb eines Kleiderschranks gewährleisten. Sobald die Pflanze beginnt farbige Hochblätter zu entwickeln, kann sie wieder in normale Lichtverhältnisse gesetzt werden. Die Blütezeit reicht meistens von November bis Februar, kann aber auch länger anhalten. Eine Erzeugung der „Blüten“ ist auf diese Weise auch zu anderen Zeitpunkten im Jahr möglich.
Die roten „Blüten“ des Weihnachtssterns sind in Wirklichkeit nur farbige Blätter und werden in der Fachsprache als Brakteen bezeichnet. Die wahren Blüten sind klein und unscheinbar.
Nachhaltige Weihnachtssterne
Weihnachtssterne stehen als Sinnbild des Nachhaltigkeitsproblems von konventionellen Zimmerpflanzen. Die Pflanzen werden oft als Jungpflanzen in Afrika herangezogen und mit Pestiziden und Wachstumshormonen behandelt, die in Europa aus gesundheitlichen Bedenken illegal sind. Weiter werden sie mit dem Flugzeug nach Europa transportiert und dort in Deutschland oder den Niederlanden in großen Gewächshäusern und unter hohem Energieverbrauch in eine ideale Größe gebracht. Beim Transport zur Verkaufsstelle sterben Weihnachtssterne, wenn sie den reellen winterlichen Temperaturen in Deutschland ausgesetzt sind. An der Verkaufsstelle werden in Deutschland jährlich ungefähr 20 Millionen Weihnachtssterne zu teilweise unwirtschaftlichen Preisen angeboten. Die Pflanze dient oft nicht der direkten Gewinnerzeugung, sondern zielt darauf, neue Kunden anzulocken und wird daher auch mit Verlust verkauft. Dieser Preisdruck senkt die ökologischen Standards bei der Weihnachtsstern-Produktion zusätzlich. Nach der Weihnachtszeit werden viele Weihnachtssterne zuhause einfach weggeworfen und entsorgt. Nicht erwähnt ist in diesem massenhaften Abfertigungsprozess der Einsatz von klimaschädlichem Torf, Kunststoff und die widrigen Arbeitsbedingungen auf den ausländischen Farmen. Aufgrund dieses zerstörerischen Produktionsprozesses gibt es bereits Initiativen, die nachhaltige Weihnachtssterne anbieten. Sie verzichten auf möglichst viele Pestizide und setzen auf den Einsatz von erneuerbaren Energien. Allerdings bleibt die umweltfreundlichste Variante die Anzucht aus Samen (oder der Tausch von Ablegern). Durch Samen können ungefähr 2/3 der CO2 Emissionen eingespart und weitere schädliche Inputs wie Torf, Pestizide und Kunststoff minimiert werden.
Das Nachhaltigkeits-Problem besteht leider auch bei anderen Zimmerpflanzen, weshalb wir mit unseren Anzuchtsets eine umweltfreundlichere Kultivierungsmöglichkeit schaffen.
Quellen und weiterführende Literatur
An dieser Stelle findest du eine (englische) Anleitung, wie sich Weihnachtsterne nach der Blütenphase weiter am Leben halten lassen und auch zum nächsten Weihnachten in roter Schönheit erstrahlen.
- Bernuetz (2001): Studies on breeding dwarf poinsettias (Euphorbia pu/cherrima Willd.) and the influence of infective agents
- Montes-Maya et al. (2019): Production of fruits and seeds in crosses of varieties of poinsettia (Euphorbia pulcherrima Willd. ex Klotzsch)
- Jasrai, Thaker & D'Souza (2003): In vitro Propagation of Euphorbia pulcherrima Willd. Through Somatic Embryogenesis
- Perera & Trader (2008): Poinsettia (Euphorbia pulcherrima) in Vitro Propagation
- Brecke (1995): Wild Poinsettia (Euphorbia heterophylla) Germination and Emergence
- Curtis W. Smith (2009): Poinsettias: Year after Year
- Lampert & Menrad (2023): Sustainable Star? The Carbon Footprint of Christmas Stars and Its Variability along the Value Chain
- Lopez et. al (2009): Consumer Perceptions Of Sustainably Produced Poinsettias