In diesem Beitrag erfährst du, woran du einen nachhaltigen Blumentopf erkennen kannst. Nach dem Lesen weißt du unter anderem, warum Untersetzer umweltfreundlich sind und wieso biologisch abbaubare Blumentöpfe dagegen nicht besonders nachhaltig sind.
Inhalt
- Nachhaltige Blumentöpfe richten sich an der Wurzel aus
- Übertopfe sind Verschwendung
- Greenwashing mit biologisch abbaubaren Blumentöpfen
- Wegwerf-Blumentöpfe vermeiden
- Wiederverwendung als nachhaltige und umsetzbare Option
- Herstellung von nachhaltigen Blumentöpfen
- Kurzfassung der Erkenntnisse
Nachhaltige Blumentöpfe richten sich an der Wurzel aus
Eine ressourcenschonende Form für Blumentöpfe richtet sich an der Wurzelform von Pflanzen aus und spart damit unnötiges Material und Substrat ein (siehe Bild). Die Wurzel der meisten Zimmerpflanzen wächst halbkugelförmig von der Stammbasis (Übergang der Wurzel zum Stamm) ab und gibt damit einen umgekehrten abgeschnittenen Kegel als optimale Topfform vor. Besonders tiefe oder breite Töpfe sind damit ineffizient, weil der Wurzelballen diese nicht ausfüllt und unnötiges Substrat und Topfmaterial eingesetzt werden muss. Aus dem gleichen Grund sind abgerundete Topfformen eckigen Topfformen gegenüber zu bevorzugen.
Übertopfe sind Verschwendung
Es hat sich zum Status Quo etabliert, Zimmerpflanzen zweifach einzutopfen. Zimmerpflanzen werden oft in einem einfachen Plastiktopf verkauft und dann aus Ästhetikgründen mit einem schönen Übertopf versehen. Dadurch muss jedoch doppelt so viel Material eingesetzt werden wie nötig. Eine nachhaltige Alternative besteht darin stattdessen einen Blumentopf mit Untersetzer zu verwenden. Netter Nebeneffekt: Man merkt einfacher, wenn die Pflanze zu viel Wasser hat und kann überflüssiges Wasser besser abgießen.
Greenwashing mit biologisch abbaubare Blumentöpfen
Weder in der gelben noch in der braunen Tonne zu entsorgen
Entgegen der naheliegenden Annahme, dass biologisch abbaubare Materialien grundsätzlich zu bevorzugen sind, ist dies oft nicht der Fall. Das Abfallentsorgungssystem in Deutschland ist momentan nicht auf abbaubare Kunststoffe ausgelegt, so dass eine Entsorgung in der schwarzen Tonne mit anschließender Verbrennung der Stoffe notwendig ist. Eine Entsorgung im Biokompost oder der gelben Tonne führt zu einer Verwirrung der Entsorgungsprozesse und die biologischen Kunststoffe müssen aussortiert werden. Biologisch abbaubarer Kunststoffe, die im Biokompost (braune Tonne) landen, können hingegen den hergestellten Kompost verunreinigen.
Abbaufähigkeit in der Natur bleibt fraglich oder mit Nebenwirkungen
Auch die Entsorgung auf dem eigenen Kompost ist nicht so einfach wie teilweise suggeriert: Viele biologisch abbaubare Kunststoffe benötigen industrielle Kompostierbedingungen mit Temperaturen von 60°, um sich zu zersetzen. Selbst zur Heimkompostierung zertifizierte Bio-Kunststoffe zersetzen sich nur langsam. So kann die 90%ige Zersetzung länger als ein Jahr dauern und es lässt sich nur schwer nachvollziehen welche Reste auf Mikroebene verbleiben.
Zwar sind biologisch abbaubare Kunststoffe unter Idealbedingungen und in Reinform theoretisch abbaubar, aber damit sie die gewünschten Eigenschaften z.B. Formbarkeit, UV-Schutz, Farbe etc. erhalten, ist die Zugabe von Additiven notwendig, die die Abbaubarkeit negativ beeinflussen können und gleichzeitig die Gefahr mit sich bringen, dass sie umweltschädliche Auswirkungen haben. In einer Studie wurde zuletzt herausgefunden, dass die biologisch abbaubaren Müllsäcke eines Herstellers, die sogar als ökologisch unbedenklich zertifiziert waren, die Meeresflora beeinflussten, wenn sie ins Meer gelangten. Dies zeigt, dass biologisch abbaubare Materialien weitere kritische Prüfung bedürfen und nicht vorschnell als Wunderlösung präsentiert werden dürfen.
Schlussendlich konnte bisher nicht nachgewiesen werden, dass die Kompostierung abbaubarerer Materialien gegenüber dem Recycling oder der konventionellen Müllverbrennung zu bevorzugen ist, da neben den obig erwähnten Problemen weder die Bodenstruktur noch die Bodennährstoffe durch die abbaubaren Materialien verbessert werden.
Klarheit mit Begriffen rund um Biomaterial
Biobasiertes Material: Das Material besteht zu mindestens 40% aus Biomasse. Zusätzlich können allerdings auch nicht erneuerbare Materialien z.B. auf Erdölbasis im Material enthalten sein.
Biologisch abbaubares Material: Das Material zersetzt sich in einer unbestimmten Zeit durch biologische Prozesse in CO2, Wasser und Biomasse. Dieser Prozess kann auch mehrere hundert Jahre dauern und damit ist diese Bezeichnung nicht besonders aussagekräftig.
Kompostierbares Material: Das Material muss sich innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (meistens 90 Tage) und unter bestimmten Bedingungen zu mehr als 90% abbauen lassen. Die Bedingungen müssen allerdings nicht im eigenen Kompost gegeben sein. Meistens sind zum Abbau Bedingungen industrieller Kompostierung (60°C) notwendig. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Entsorgung von kompostierbaren Biokunsstoffen in der Biotonne oft nicht wie gewünscht verwertet werden können und unerwünschte Rückstände hinterlassen.
Heimkompostierbares Material: Das Material zersetzt sich innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (meistens 1 Jahr) bei 30° weitgehend. Damit bedeutet Heimkompostierbarkeit im Vergleich zu den vorherigen Bezeichnungen die beste Abbaubarkeit unter natürlichen Bedingungen.
Plastikfreies Material: Es gibt keine einzigartige objektive Definition für Plastik und somit lässt sich plastikfrei auch nicht klar eingrenzen. Ein als plastikfrei deklarierter Topf ist damit mit Vorsicht zu genießen und die Materialzusammensetzung nochmal zu prüfen. Plastik sollte aber nicht per se negativ bewertet werden, wie wir im zweiten Teil der Analyse zeigen werden.
Wegwerf-Blumentöpfe sind ein No-Go
Wergwerf-Blumentöpfe sind unabhängig, ob abbaubar oder nicht abbaubar zu vermeiden, da der vergleichsmäßig hohe Energieverbrauch zur Herstellung eines Blumentopfes nicht im Verhältnis zu deren einmaliger Nutzung steht. Durch eine Verlängerung der Nutzdauer verteilt sich der Energieaufwand auf die gesamte Nutzungszeit.
Mehrwegprodukte können durch ihre lange Nutzungsdauer wesentlich umweltfreundlicher sein. Daher empfehlen wir beim Kauf von nachhaltigen Blumentöpfen eher auf qualitativ hochwertige langlebige Töpfe zu setzen, die auch nach dem Umtopfen weiterverwendet werden können und ggf. sogar nach dem Ende des Gebrauchs weitergegeben werden können.
Auch sollten Blumentöpfe für das Recyceln designt sein. Die wichtigste Vorraussetzung dafür ist, dass die Blumentöpfe aus einem stofflich einheitlichen Material bestehen.
Wiederverwendung von nachhaltigen Blumentöpfen
Theoretisch können Blumentöpfe nach ihrem Gebrauch im Sinne eines Mehrweg-Systems zurückgegeben, gereinigt und neu verteilt werden. Dieser Vorgang wird bereits sehr erfolgreich mit PET-Mehrwegflaschen umgesetzt. Bei Blumentöpfen besteht die Herausforderung darin, dass keine Infrastruktur zur Abgabe von gebrauchten Blumentöpfen besteht. Die einzelne postalische Rücksendung ist mit einem relativ hohen Kosten- und Zeitaufwand verbunden und außerdem nicht besonders effizient. Daher lässt sich eine professionelle Rücknahme von verwendeten Blumentöpfen im Moment aus unserer Sicht nicht umsetzen. Wir empfehlen stattdessen nicht mehr gebrauchte Töpfe zu verschenken oder zum Verkauf anzubieten und somit ihre Nutzungszeit zu verlängern. Auch vor dem eigenen Kauf neuer Töpfe kann überprüft werden, ob gebrauchte Töpfe verfügbar sind.
Gebrauchte Töpfe sollten vor der eigenen Nutzung gut ausgewaschen werden, um Keime und Larven von Substratresten nicht an die neu umgetopfte Pflanze zu übertragen.
Die Wiederverwendung von nachhaltigen Blumentöpfen ist als sehr positiv zu bewerten, da einerseits kein Einsatz weiterer Ressourcen notwendig ist und andererseits auch weniger Mikroplastik und weitere schädliche Substanzen entstehen. Auch nach der Berücksichtigung von notwendigen zusätzlichen Transportwegen und dem Waschen von wiederverwendeten Produkten bleibt diese Option sehr nachhaltig.
Im Moment ist es oft günstiger neues Plastik zu produzieren, als altes Plastik wiederzuverwenden, daher müsste für eine professionelle Umsetzung eines Wiederverwendungssystems auch eine höhere Zahlungsbereitschaft beim Konsumenten vorhanden sein oder das System anders gefördert werden.
In Teil 2 setzen wir uns genauer mit wiederverwendbaren Materialien auseinander.
Herkunft von nachhaltigen Blumentöpfen
Durch eine lokale Produktion von nachhaltigen Blumentöpfen lassen sich Transportwege und Energiekosten einsparen. Nachhaltige Anbieter machen die Herkunft meistens transparent und unterstützten Konsumenten damit beim Kauf. Unsere nachhaltigen Ton-Blumentöpfe werden z.B. in Deutschland hergestellt.
Kurzfassung der Erkenntnisse
1. Der Blumentopf sollte ungefähr die Form eines umgekehrt-abgeschnittenen Kegels haben und auf besondere Breite/Tiefe verzichten.
2. Untersetzer sind Übertöpfen gegenüber zu bevorzugen, da sie Material effizienter einsetzen und eine einfachere Pflege ermöglichen.
3. Der nachhaltige Topf sollte aus einem beständigen (nicht biologisch abbaubaren/kompostierbaren) Material sein, um eine lange Nutzzeit des Blumentopfes zu gewähren
3. Das Material muss aus einem recycelbaren einheitlichen Material (Monostoff) bestehen, damit das Material am Ende recycelt werden kann.
4. Der nachhaltige Blumentopf sollte möglichst lokal hergestellt worden sein.
Weiterlesen:
Nachhaltigkeitsanalyse von Zimmerpflanzen
Teil 2: Blumentöpfe: Materialen und deren Nachhaltigkeit (Ranking)
Teil 3: Recycelte Blumentöpfe – so entwickeln wir unsere Blumentöpfe aus Recyclingmaterial
Quellen (ausklappen)
DUH: Bioplastik bleibt Plastik!
DUH (2022): Ergebnisbericht: Praxisversuch zur Kompostierung von als „kompostierbar“ oder „abbaubar“ beworbenen Produkten
Verbraucherzentrale (2023): Gefahren für die Umwelt durch Plastik
UBA (2023): Biobasiert und biologisch abbaubare Kunststoffe
GIZ (2021): Material choices for environment-friendly packaging design
Zimmermann et al. (2020): Are bioplastics and plant-based materials safer than conventional plastics? In vitro toxicity and chemical composition
Haider et al. (2019): Plastics of the Future? The Impact of Biodegradable Polymerson the Environment and on Society
Scott Lambert, Martin Wagner (2017): Environmental performance of bio-based and biodegradable plastics: the road ahead
Elena Balestri et al. (2017): Biodegradable plastic bags on the seafloor: A future threat for seagrass meadows?