Thripse können als sogenannte Vektoren Träger von Pflanzenviren sein und diese bei einem Befall auf deine Zimmerpflanzen übertragen. Wir helfen dir Thripsarten zu erkennen, die Viren übertragen können und geben eine Übersicht über verschiedene Virengattungen und ihre Merkmale.
Inhalt
- Wie übertragen Thripse Pflanzenviren
- Durch Thripse übertragene Viren
- Übersicht: alle Thripsarten, die Viren übertragen
Wie übertragen Thripse Pflanzenviren
Thripse sind kleine Insekten, die deine Pflanzen befallen und aussaugen. Als sogenannte Vektoren können Thripse Pflanzenviren tragen und bei einem Befall deine Zimmerpflanzen damit infizieren. Die Pflanzenviren, die Thripse nach aktuellem Forschungsstand übertragen können sind: Tospoviren, Ilarviren, Carmoviren, Sobemoviren, und Machlomoviren. Viren können durch 3 verschiedene Wege von Thripsen auf Pflanzen übertragen werden:
- Thripse fressen von Blättern, die mit virushaltigen Pollen bedeckt sind
- Thripse tragen auf ihrem Körper virushaltige Pollen und übertragen diese beim Fressen (mechanische Übertragung)
- Thripse tragen in ihrem Körper virushaltige Pollen und übertragen diese beim Fressen (biologische Übertragung)
Der 3. Übertragungsweg stellt eine der größten Gefahren für die moderne Landwirtschaft dar und ist auch ein Risiko für deine Zimmerpflanzen.
Dieser Artikel befasst sich ausschließlich mit den von Thripsen übertragenen Viren. Wenn du mehr über Thripse erfahren und Thripse direkt erkennen willst, dann schau dir gerne unseren Beitrag über Thripse an an.
Achtung: Virenerkrankungen können auch oft mit anderen Pflanzenkrankheiten oder Nährstoffmangel verwechselt werden.
Durch Thripse übertragene Viren
Tospoviren
Tospoviren verursachen große wirtschaftliche Schäden und sind unter den genannten Viren am besten erforscht. Sie werden ausschließlich von Thripsen der Familie Thripidae übertragen und es gibt 20 verschiedene beschriebene Arten. Weiter unten folgt eine Übersicht, der Thripsarten, die diese Viren übertragen können.
Tospoviren werden nicht von Generation zu Generation weitergegeben (transovarielle Übertragung), sondern jede neue Thrips-Generation muss sich durch das Verzehren von Viren befallenen Pflanzen erneut selbst infizieren (transstadiale Übertragung). Daher können Thripse nur dann Tospoviren auf deine Pflanzen übertragen, wenn sie zuvor in Kontakt mit einer bereits infizierten Pflanze gekommen sind. Das ist bei Zimmerpflanzen unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Zum Beispiel können infizierte Thripse durch ein geöffnetes Fenster eingedrungen sein. Wenn du einen Thripsbefall vermutest, empfehlen wir dir als Einführung unseren ausführlichen Thripsguide zu lesen.
Es gibt Hinweise darauf, dass Thripse bevorzugt mit Viren infizierte Pflanzen befallen und sich dadurch mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst mit dem Virus infizieren.
Die häufigsten Tospoviren sind: Tomato Spotted Wilt Virus (TSWV) und Impatiens Necrotic Spot Virus (INSV). TSWV und INSV ähneln einander, treten oft gemeinsam auf und haben einen sehr großen Wirtspflanzenkreis (Zierpflanzen, Unkräuter, Gemüse, …). Problematisch ist, dass Pflanzen häufig latent infiziert sind und daher eine Infektion erst sehr spät erkannt wird. TSWV verursacht jährlich schätzungsweise Schäden in Höhe von 1 Mrd. Dollar und infiziert mehr als 1000 verschiedene Trägerpflanzen, hauptsächlich Gemüse. Für INSV wurden weniger Schäden erfasst, aber dafür wird ein breiteres Spektrum an Wirtspflanzen befallen.
Tospoviren lassen sich durch folgende Symptome erkennen: verwelkte Blätter, schwarze Streifen, nekrotische schwarze Flecken, helle Sprenklungen, Ätzungen, Ringflecken, Verkümmerungen, Vergilbung, Blattfall, Triebschwärzung, Blatt-, Blüten- und Triebdeformationen, Wuchshemmungen, verminderte Blühfähigkeit.
Ilarviren
Hauptsächlich werden hölzerne Pflanzen von Ilarviren befallen, auch wenn in Experimenten ein wesentlich breiteres Spektrum an möglichen Wirten erfasst wurde. Die Viren verbreiten sich langsam in der Pflanze und es können mehrere Jahre vergehen, bis die Pflanze vollständig infiziert ist.
Befallene Pflanzen verfallen nach Infektion häufig in eine Schockstarre, in der sich über die Pflanze verteilt nekrotische Ringe bilden. Danach erholt sich die Pflanze und es treten weniger starke Symptome auf.
Es gibt 22 verschiedene Unterarten von Ilarviren. Die am besten erforschte Art ist der Tobacco Streak Virus (TSV). TSV tritt weltweit auf und befällt viele verschiedene Pflanzenarten. Seine Identifikation ist nicht so einfach, Symptome können schwarze Streifen auf Stängeln und Blättern, verkümmertes Wachstum, Chlorosen und verformte Triebe sein.
Carmoviren
Es sind 12 verschiedene Arten von Carmoviren bekannt. Die in Europa am häufigsten auftretende Art ist Pelargonium flower break virus PFBV. PFBV verbreitet sich durch kontaminiertes Regenwasser, welches durch Thripse und andere Vektoren verbreitet wird. Die Symptome variieren mit der Jahreszeit. Leichte Sprenkelungen und Ringflecken sind Anzeichen für eine Infektion.
Sobemoviren
Der Name Sobemo ist eine Abkürzung von Southern Bean Mosaic (Virus), eine der 20 bekannten Arten von Sobemoviren. Sobemoviren wurden weltweit und in mehr als 15 Pflanzenfamilien dokumentiert. Die Viren verbreiten sich über Samen oder durch verschiedene Insekten (mechanische Übertragung). Symptome einer Infektion sind Sprenklungen, Chlorosen, Sterilität und Verkümmerungen. Manche Pflanzen erlangen eine natürliche Resistenz gegen die Viren.
Machlomoviren
Die einzige bekannte Art ist namensgebend für die Gattung: Maize chlorotic mottle (Virus). Die Viren infizieren hauptsächlich Süßgräser und werden über Samen, Oberflächenwasser und verschiedene Insekten übertragen (mechanische Übertragung). Verbreitung in USA, Hawaii, Mexiko, Argentinien, Thailand und China.
Thripsarten, die Viren übertragen
Im Folgenden sind alle bekannten virenübertragenden Thripsarten inklusive ihrer Verbreitung, den befallenen Pflanzen und äußerlichen Merkmalen aufgezählt. Die Übersicht orientiert sich an Riley et al. (2011) und wurde durch weitere Quellen ergänzt. Zusätzlich ist zu vermerken, dass eine Infektion auch durch andere Thripsarten ausgelöst werden kann, wenn kontaminierte Pollen auf die Pflanzen gelangen oder Thripse mit diesen in Berührung kommen (mechanische Übertragung). Das Ziel der Übersicht besteht darin, dem Leser eine Möglichkeit zu bieten, einzuschätzen, ob ein Thripsbefall möglicherweise zu einer Viruserkrankung geführt haben könnte. Außerdem kann der Leser anhand von Farbe, Verbreitung und befallenen Pflanzen die potenziellen Viruserkrankungen einschränken. Die Abbildungen sind nur schematischer Natur und für eine genaue Bestimmung empfehlen wir Datenbanken mit Mikroskopaufnahmen (z.B. Thrips ID)
Kalifornischer Blütenthrips (Frankliniella occidentalis)
Virenkrankheiten: Chrysanthemum stem necrosis virus, Groundnut ringspot virus, Impatiens necrotic spot virus, Tomato chlorotic spot virus, Tomato spotted wilt virus, Tobacco streak virus, Pelargonium flower break virus
Farbe: gelb-braun
Verbreitung: weltweit
Befallene Pflanzen: mindestens 60 Pflanzenfamilien darunter viele Gemüsesorten und Zierpflanzen
Östlicher Blütenthrips (Frankliniella intonsa)
Viruskrankheiten: Groundnut ringspot virus, Impatiens necrotic spot virus, Tomato chlorotic spot virus, Tomato spotted wilt virus
Farbe: braun
Verbreitung: Europa, USA, Kanada, Vietnam, Japan, Taiwan
Befallene Pflanzen: hauptsächlich Kulturpflanzen
Zwiebelthrips (Thrips tabaci):
Virenkrankheiten: Iris yellow spot virus, Tomato spotted wilt virus, Tomato yellow fruit ring virus, Tobacco streak virus, Prunus necrotic ringspot virus, Maize chlorotic mottle virus, Sowbane mosaic virus
Farbe: gelb-braun
Verbreitung: Nord- und Südamerika, Asien, Europa
Befallene Pflanzen: 25 Pflanzenfamilien hauptsächlich Gemüse
Dictyothrips betae
Viruskrankheiten: Polygonum ring spot virus
Farbe: gelb, leicht rötlich
Verbreitung: Europa, Asien
Befallene Pflanzen: Zuckerrübe, Windenknöterich
Tabakblasenfuß (Frankliniella fusca)
Viruskrankheiten: Tomato spotted wilt virus, Impatiens necrotic spot virus
Farbe: dunkelbraun
Verbreitung: USA, Niederlande, Japan
Befallene Pflanzen: viele Gräser, Gemüse
Baumwollthrips (Frankliniella schultzei)
Virenkrankheiten: Chrysanthemum stem necrosis virus, Groundnut ringspot virus, Groundnut bud necrosis virus, Tomato chlorotic spot virus, Tomato spotted wilt virus, Tobacco streak virus
Farbe: blass-gelb mit braunen Flecken/ dunkelbraun
Verbreitung: Tropen, Subtropen, Europa
Befallene Pflanzen: 35 Familien hauptsächlich Gemüse und Korbblüter
Melonenthrips (Thrips palmi)
Viruskrankheiten: Calla lily chlorotic spot virus, Groundnut bud necrosis virus, Melon yellow spot virus, Watermelon silver mottle virus
Farbe: gelb
Verbreitung: Nord- und Südamerika, Afrika, Australien, Süd und Südostasien, Portugal
Befallene Pflanzen: 20 Familien hauptsächlich Gemüse
Alle folgenden Thripsarten wurden zum aktuellen Zeitpunkt (04/2022) noch nicht in Europa beschrieben und ein Zimmerpflanzenbefall ist daher sehr unwahrscheinlich. Der Vollständigkeit halber werden sie trotzdem aufgezählt.
Chillithrips (Scirtothrips dorsalis)
Viruskrankheiten: Groundnut bud necrosis virus, Peanut chlorotic fan-spot virus, Peanut yellow spot virus
Farbe: Übergang von bleich bis dunkel
Verbreitung: USA, Asien, Australien, Süd- und Südostasien, Israel
Befallene Pflanzen: 40 Familien hauptsächlich Schnittblumen, Obst, Gemüse
Florida Blütenthrips (Frankliniella bispinosa)
Viruskrankheiten: Tomato spotted wilt virus
Farbe: gelb
Verbreitung: USA
Befallene Pflanzen: verschiedene Gemüse, Pflanzen mit weißen/gelben Blüten z.B. Chrysanthemen
Japanischer Blütenthrips (Thrips setosus)
Viruserkrankungen: Tomato spotted wilt virus
Farbe: braun
Verbreitung: Japan
Befallene Pflanzen: Tomaten, Tabak
Orientalischer Tomatenthrips (Ceratothripoides claratris)
Viruserkrankungen: Capsicum chlorosis virus
Farbe: braun
Verbreitung: Süd- Südostasien
Befallene Pflanzen: Tomaten
Frankliniella zucchini:
Viruskrankheiten: Zucchini lethal chlorosis virus
Farbe: gelb-braun
Verbreitung: Südamerika
Befallene Pflanzen: Zucchini, Wassermelone, Gurke
Frankliniella gemina
Viruskrankheiten: Tomato spotted wilt virus, Groundnut ringspot virus
Farbe: gelb
Verbreitung: Brasilien, Argentinien
Befallene Pflanzen: Unter anderen: Avocados, Tomaten, Blattsalat
Florida-Blütenthrips (Frankliniella cephalica)
Viruskrankheiten: Tomato spotted wilt virus
Farbe: gelb
Verbreitung: Mexiko, USA, Karibik
Befallene Pflanzen: Süßkartoffel, Tomaten, Mangroven, Zitrusfrüchte
Quellen
Jones, D. R. (2005). Plant Viruses Transmitted by Thrips. European Journal of Plant Pathology, 113(2), 119–157. https://doi.org/10.1007/s10658-005-2334-1
Tamm, T. & Truve, E. (2000). Sobemoviruses. Journal of Virology, 74(14), 6231–6241. https://doi.org/10.1128/jvi.74.14.6231-6241.2000
Riley, D. G., Joseph, S. V., Srinivasan, R. & Diffie, S. (2011). Thrips Vectors of Tospoviruses. Journal of Integrated Pest Management, 2(1), I1–I10. https://doi.org/10.1603/ipm10020
Ghosh, A., Jangra, S., Dietzgen, R. G. & Yeh, W. B. (2021). Frontiers Approaches to the Diagnosis of Thrips (Thysanoptera): How Effective Are the Molecular and Electronic Detection Platforms? Insects, 12(10), 920. https://doi.org/10.3390/insects12100920
Zvaríková, M., Masarovič, R., Prokop, P. & Fedor, P. (2020). An updated checklist of thrips from Slovakia with emphasis on economic species. Plant Protection Science, 56(No. 4), 292–304. https://doi.org/10.17221/87/2020-pps
https://www.sciencedirect.com/topics/agricultural-and-biological-sciences/machlomovirus
https://www.sciencedirect.com/topics/agricultural-and-biological-sciences/sobemovirus
https://www.sciencedirect.com/topics/neuroscience/carmovirus
https://www.sciencedirect.com/topics/immunology-and-microbiology/ilarvirus