Zimmerpflanzen aus Samen ziehen - Wie die Anzucht von Zimmerpflanzen Samen erfolgreich wird

2. Mai 2022
Die 5 Elemente der Keimung

Verschiedene Formen, Farben und Größen: Samen sind, wie die Pflanzen selbst, an Vielfältigkeit nicht zu übertreffen. Daher gibt es, wenn du Zimmerpflanzen selber ziehen willst, einige Dinge zu beachten. Dieser Artikel führt dich in die Anziucht von Zimmerpflanzen Samen ein. Falls du dich eher für die Gründe Zimmerpflanzen selber zu ziehen interessierst, empfehlen wir dir hingegen diesen Artikel. Alternativ kannst du mit unseren Zimmerpflanzen Anzuchtsets direkt mit der Anzucht beginnen.

Inhalt

  1. Woher kommen Samen und wie entstehen sie?
  2. Die 4 Elemente der optimalen Keimung
  3. Das richtige Substrat für Keimlinge
  4. Bis zur Keimung
  5. Quellen

Woher kommen Samen und wie entstehen sie

Etwa 97% aller Pflanzen bilden einen Samen aus. Das sind die sogenannten Samenpflanzen. Die übrigen 3% der Pflanzen sind Sporenpflanzen, welche zu ihrer Ausbreitung Sporen statt Samen nutzen. Für die Anzucht von Zimmerpflanzen interessieren uns die Samenpflanzen, da deren Anzucht gut umsetzbar ist.

Die Blüte einer Pflanze dient der Fortpflanzung. Meist ist diese umgeben von einer auffälligen Blütenhülle, um Insekten anzulocken, die diese befruchten sollen.

Die Samenpflanzen lassen sich unterscheiden in Bedecktsamer und Nacktsamer. Unterscheidung rührt daher, dass bei Bedecktsamern der Fruchtknoten die sogenannte Samenanlage bedeckt und Nacktsamern die Samenanlage frei (nackt) auf den Fruchtblättern aufliegt. Bedecktsamer bilden ihre Samen in Früchten und Nacktsamer in Zapfen aus. Die Unterscheidung ist vor allem dann wichtig, wenn man vor hat Zimmerpflanzen Samen selbst zu ernten.

Bedecktsamer

Bedecktsamer bilden den Samen im Fruchtknoten. Dazu benötigt die Pflanze als Zutaten Pollen und Eizelle, die sich beide in den Blüten befinden.

  • Pollen befinden sich im Staubblatt und sind der männliche Blütenteil
  • Eizellen befinden sich in der Samenanlage im Fruchtknoten und sind der weibliche Blütenteil

Ein Samen entsteht nur dann, wenn Pollen und Eizellen in Kontakt kommen. Das kann zum Beispiel durch Bestäubung per Insekten oder über Pollenflug durch den Wind geschehen. Samen werden zu ihrem Schutz durch eine Frucht eingeschlossen. Die meisten Zimmerpflanzen gehören zur Gruppe der Bedecktsamer. Bedecktsamer Zimmerpflanzen, die sich aus Samen ziehen lassen sind z.B. der kanarische Drachenbaum, die Monstera Deliciosa oder die rote Frangipani.

Nacktsamer

Bei Nacktsamern bildet die Pflanze die weiblichen und männlichen Blütenteile an unterschiedlichen Orten, den sogenannten Zapfen. Die Pollen werden dann ausschließlich durch den Wind vom männlichen zum weiblichen Zapfen gebracht. Es können nach der Befruchtung mehrere Samen parallel gebildet werden, da der Zapfen mehrere Samenanlagen enthält. Zimmerplflanzen, die Nacktsamer sind, sind seltener. Es lassen sich z.B. Mammutbäume aus Samen ziehen. 

Nicht nur Nadelgehölze besitzen Zapfen. Im botanischen Sinn sind zum Beispiel auch die Ähren der Erlen Zapfen, obwohl die Erle zu den Bedecktsamern gehört.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei Bedeckt- und Nacktsamern die Samen unterschiedlich gebildet werden. Für die Anzucht von Zimmerpflanzen sind die 4 Elemente der Keimung jedoch wichtiger:

Die 4 Elemente der optimalen Keimung

Da Samen von Zimmerpflanzen unterschiedlich aussehen und unterschiedliche Ansprüche an ihre Anzucht haben, geht es im Folgenden darum, wie du jeden individuellen Samen optimal für die Keimung vorbereitest: Nach der Ausbreitung der Samen benötigt dieser bestimmte Umweltreize, welche seine Ruhephase (Dormanz) unterbrechen und die Keimung in Gang setzen. Dazu gehören Wärme, Licht bzw. Dunkelheit, Sauerstoff und Wasser.

Wärme

Die Wärme zeigt dem Samen an, dass er sich in einer Umgebung befindet, die für die spätere Entwicklung der Pflanze entsprechende Überlebensbedingungen mit sich bringt.

Manche Samen benötigen eine Stratifikation (Anregung zur Keimung) um ihre Ruhephase zu durchbrechen. Diese ist in der Natur durch kalte Wintermonate und darauffolgende wärmere Frühlingstemperaturen gegeben. Wenn du Zimmerpflanzen ziehen willst, die eine Stratifikation benötigen, kannst du die Samen einfach für einige Wochen in deinen Kühlschrank legen. Nicht jeder Zimmerpflanzen-Samen benötigt eine Strafikation. Häufig wird diese allerdings bei Palmensamen benötigt.

Um selbst eine Stratifikation anzuregen, kannst du deine Samen mit feuchtem Sand mischen (darin werden keimhemmende Stoffe abgebaut) und für einige Wochen in deinen Kühlschrank legen.

Licht versus Dunkelheit

Beim Thema Licht lassen sich Samen wieder in zwei Gruppen einteilen. Das sind Lichtkeimer und Dunkelkeimer. Samen von lichtkeimenden Zimmerpflanzen sind sehr klein und haben aus diesem Grund nicht die nötige Energie, um eine Schicht aus Substrat zu durchstoßen. Sie keimen an der Substratoberfläche. Damit die Samen nicht weggespült werden, kann man Lichtkeimer dennoch vorsichtig mit etwas Substrat bedecken. Allerdings darf die Schicht nicht dicker sein als der Samen selbst und den Samen muss Licht erreichen, um keimfähig zu sein. Zum Beispiel gehören unter den Zimmerpflanzen der Elefantenfuß (Beaucarnea recurvata) und die bekannte Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) zu dieser Gruppe.

Dunkelkeimer hingegen müssen mit Substrat bedeckt sein, da Licht bei ihnen eine keimungshemmende Wirkung erzielt. Pflanzensamen können nämlich Lichtimpulse wahrnehmen und messen das Verhältnis von verschieden langwelligem Licht, um den Zeitpunkt für die Keimung perfekt abzupassen. Dunkelkeimer sind in der Regel größer als Lichtkeimer. Dadurch verfügen sie über einen größeren Nährstoffvorrat, um die Erde zu durchstoßen und können sich vorerst auch ohne Photosynthese ernähren. Dunkelkeimer Zimmerpflanzen sind beispielsweise der kanarische Drachenbaum und die Monstera Deliciosa.

Sauerstoff

Weiterhin ist Sauerstoff ein wesentlicher Faktor, damit die Keimung des Samens beginnen kann. Der Grund dafür ist, dass Sauerstoff für den Stoffwechsel der Pflanze benötigt wird. Genauer gesagt, um bei der Keimung Reservestoffe abzubauen (Dissimilation) und für das Wachstum zu verwenden. Diese Reservestoffe sind Kohlenhydrate, Fette und Proteine und sind im Nährgewebe des Samens gespeichert. Besonders für die Keimung ist also ein luftdurchlässiges Substrat nötig. Zu feste oder überflutete Substrate hindern den Samen bei der Sauerstoffaufnahme und erschweren die Keimung.

Wasser

Schließlich ist Wasser eine unersetzliche Zutat für die Anzucht eines jeden Samens. Samen befinden sich im sogenannten Überdauerungszustand und sind daher sehr wasserarm, weshalb diese erst reichlich Wasser aufnehmen müssen, um die Keimung zu beginnen. Im Allgemeinen wird Wasser benötigt, um den Stoffwechsel im Inneren des Samens anzuregen.  Für einige Samen kommt an dieser Stelle das Vorquellen ins Spiel. Hier ist es sinnvoll, Samen vor dem Einpflanzen eine gewisse Zeit in ein Wasserbad zu legen. Das trifft besonders auf hartschalige Samen zu, um die äußerste Hülle leichter aufbrechen zu können. Bei sehr kleinen Samen ist ein Vorquellen nicht notwendig, da das feuchte Substrat ausreicht.

Faustregel: Dunkelkeimer vorquellen lassen, Lichtkeimer direkt einpflanzen.

Wir haben mit unseren Zimmerpflanzen-Samen die Erfahrung gemacht, dass 24 Stunden Vorquellen bereits ausreichen. Das Einweichen bis zu 48 Stunden wird teilweise auch empfohlen, bietet aber aus unserer Erfahrung keinen nennenswerten Mehrwert. 

Das richtige Substrat für Keimlinge

Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, kannst du dich daran machen, den Samen ins Erdreich zu befördern; hier allerdings für den ersten Lebensweg und nicht den letzten. ;) 

Wenn es darum geht, wie tief der Samen eingepflanzt werden soll, gibt es eine weitere Faustregel: Tiefe = doppelte Samengröße. (gilt nur für Dunkelkeimer, siehe oben)

Wenn du deinen Samen einpflanzt, solltest du darauf achten, dass du ein sehr nährstoffarmes Substrat verwendest. Das hat drei Gründe. Zum einen besitzt der Samen einen eigenen Nährstoffvorrat, wie im obigen Teil beschrieben, der den Keimling ernährt. Zum anderen würden die Mineralsalze, welche in gewöhnlichen Blumenerden vorkommen die empfindlichen jungen Wurzeln zerstören und auslaugen. Und schließlich investiert die junge Pflanze in einem nährstoffarmen Substrat mehr Energie in ein stabiles Wurzelwachstum, da sie sich nach der Keimung aktiv auf die Suche nach Nährstoffen begeben muss. In unseren Anzuchtsets findest du für jeden Samen ein speziell auf die Anzucht abgestimmtes Substrat. Damit lässt sich die Keimquote erfahrungsgemäß um zweistellige Prozentpunkte erhöhen.

Wie lange dauert die Keimung der meisten Zimmerpflanzen Samen?

Wie lange die Keimung der meisten Zimmerpflanzen Samen dauert ist sehr unterschiedlich und hängt von der Zimmerpflanze ab:

Die Samen der Monstera Deliciosa brauchen lediglich 2 Wochen zur Keimung, wohingegen die Samen vieler Palmenarten mehrere Monate brauchen können, bis sie das Licht der Welt erblicken.

Für eine optimale Keimung, die je nach Pflanze sehr unterschiedlich lang ausfallen kann, sind die folgenden Faktoren wichtig:

  1. Nach dem Einpflanzen des Samens, das Substrat anfeuchten und stets gleichmäßig feucht, aber nicht nass halten
  2. Für Raumtemperaturen von mindestens 15 Grad Celsius sorgen.
  3. Luftfeuchtigkeit erhöhen. Dies ist zum Beispiel möglich durch eine Frischhaltefolie, die du über das Pflanzgefäß spannst und dieses auf die Fensterbank, hin zur Sonne stellst.

Ein abschließender Tipp: Du solltest darauf achten, dass du die Folie bestenfalls einmal am Tag, mindestens jedoch alle zwei Tage vom Pflanzgefäß nimmst und das Substrat für etwa eine Stunde auslüften lässt, um Schimmel vorzubeugen.

Für Anleitungen zur Anzucht von spezifischen Zimmerpflanzen kannst du unser Übersicht von verschiedenen Zimmerpflanzen Samen besuchen.

Quellen

https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/samen-244 

https://www.bgbm.org/de/saatgutbank/wissenswertes-ueber-pflanzensamen

https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/frucht-281

https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/bluete-243

https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/keimung-der-samen-283

https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/befruchtung-280

https://www.biologie-seite.de/Biologie/Nucellus

https://www.spektrum.de/lexikon/biologie-kompakt/perisperm/8805

https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/vernalisation-10088

https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/biologie/artikel/samen-fruechte

https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/biologie/artikel/bedecktsamer-samenpflanzen

https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/biologie/artikel/nacktsamer-samenpflanzen#

https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/reservestoffe/56340

Hinterlasse einen Kommentar

Kommentar wird in Kürze veröffentlicht.