Venusfliegenfallen (Dionaea muscipula) aus Samen ziehen

Als bekannteste fleischfressende Zimmerpflanze ist die Venusfliegenfalle eine wunderbare Zimmerpflanze zur Anzucht aus Samen. In diesem Beitrag stellen wir dar, wie du die Pflanze selbst aus Samen ziehst und was du dabei beachten solltest. Dafür schauen wir uns geeignete Anzuchtsubstrate und andere Standortbedingungen an. Außerdem geht es um die Keimquote und Keimdauer der Samen. Am Ende dieses Beitrags weißt du ganz genau wie du eine Venusfliegenfalle erfolgreich aus Samen ziehst.

Inhalt

  1. Steckbrief
  2. Venusfliegenfalle und ihre Samen kennenlernen
  3. Vorbereitung: Anzuchtsubstrat und Standort für die Venusfliegenfallen Samen
  4. Venusfliegenfalle Samen Aussaat
  5. Venufliegenfalle Pflege nach der Keimung
  6. Venusfliegenfallen Samen aus der Blüte gewinnen

VenusfliegenfalleFleischfressende Pflanzeschwierige Anzucht

Ikonische Fleischfresserin mit komplizierten Pflegeanforderungen

Venusfliegenfalle SamenAnzuchtschwierigkeit: schwer

Keimdauer: 2-6 Wochen

Wachstum: langsam

Lichtkeimer

Rauchmelder: Samen der Venusfliegenfalle können sich bei Rauchentwicklung in den Ruhezustand versetzen und die Keimung verzögern. Dies hängt mit einem der Verbreitungsmechanismen der Pflanze zusammen: Die Venusfliegenfalle verlässt sich auf Waldbrände, damit umliegende Pflanzen sie nicht langfristig überwuchern können.

 

Venusfliegenfalle und ihre Samen kennenlernen

Die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) ist eine fleischfressende Pflanze, die nur in einem sehr kleinen Verbreitungsgebiet im Bundestaat South Carolina in den USA vorkommt. Aufgrund ihres beeindruckenden Fangmechanismus ist die Pflanze eine der bekanntesten Pflanzen der Welt und hat in der Popkultur einen wichtigen Platz inne. Die Pflanze wurde 1768 das erste Mal beschrieben. Seitdem wurde sie und ihre Samen vielerorts aus der Natur abgesammelt, um die Pflanze in den eigenen 4 Wänden kultivieren zu können. Dies hat leider dazu geführt, dass die Pflanze mittlerweile als gefährdet gilt und unter Beobachtung steht.

Charles Darwin nannte die Venusfliegenfalle die „wunderbarste Pflanze der Welt“.

Das markanteste Merkmal der Venusfliegenfalle sind natürlich ihre Fangblätter. Mit ihnen kann die Pflanze kleine Insekten fangen und ihnen Nährstoffe entsaugen, die in ihrem natürlichen Lebensraum nicht im Boden enthalten sind. Über kleine Fanghärchen in den Fangblättern bemerkt die Pflanze Beutetiere und schnappt zu, wenn die Härchen mehrmals berührt wurden.

Rechtschreibefehler? Der lateinische Begriff muscipula, der im wissenschaftlichen Artnamen verwendet wird, bedeutet übersetzt Mausefalle, während der treffendere Name Fliegenfalle eigentlich muscicipula heißen müsste.

Vorbereitung: Anzuchtsubstrat und Standort für die Venusfliegenfallen Samen

Zur Aussaat deiner Venusfliegenfallen Samen benötigst du ein spezielles Substrat und einen geeigneten Standort. Da die Venusfliegenfalle in ihrer natürlichen Umgebung in nährstoffarmen Moorlandschaften wächst, sollte dieser natürliche Boden entsprechend ähnlich für die Samen nachgebildet werden. Eine häufig verwendete Anzuchtmischung besteht daher aus 50% Sand und 50% Torf. Da die Torfgewinnung allerdings problematisch ist und dabei Biotope zerstört werden, stellen wir eine Alternativmischung vor. Statt des Torfanteils kannst du auch Sphagnum Moos verwenden.

Weiterhin sollte der Sandanteil nicht zu fein sein, da sonst das Wasser nicht gut zirkulieren kann – eine wichtige Gegebenheit für deine Samen. Eine Körnchengröße von 1 mm und mehr, aber weniger als 2 mm eignet sich hier perfekt.

Während manche Züchter auch mit einem Perlitanteil für das Substrat arbeiten, ist hier Vorsicht geboten. Sowohl in Perliten als auch in Vermiculiten und Bimsstein können Salze enthalten sein, die für Venusfliegenfallen Samen zu viel sind. Auch solltest du unbedingt auf Substrate verzichten, denen Dünger zugesetzt ist. Wenn du lieber selbst ein Substrat zusammenstellen willst, dann achte neben der geringen Nährstoffanteils auch auf einen sauren pH-Wert von 6 oder etwas darunter. Außerdem mögen Venusfliegenfallen Samen zwar feuchte Böden, aber für ein gesundes Substrat muss es auch die Möglichkeit geben, dass das Wasser abfließen kann. Da es sich bei Venusfliegen Samen um keimempfindliche Lichtkeimer handelt, kann das Substrat im Ofen für 30 Minuten bei 200°C desinfiziert werden. Dieser Schritt ist jedoch nicht zwangsläufig notwendig.

Den Sphagnum-Moos und Sandanteil kannst du an deine Topfgröße anpassen: Bei einem klassischen Pflanzpaket Anzuchttopf wären 50:50 ein passendes Verhältnis. Bei flacheren Töpfen empfehlen wir mehr Sand und bei höheren Töpfen weniger Sand, damit eine optimale Feuchtigkeit erreicht wird.

Venusfliegenfalle BeuteAls Standort empfiehlt sich für deine Samen Aussaat ein heller Standort ohne direktes Sonnenlicht. Einen solchen Standort findest du z.B. an Ostfenstern. Weiterhin solltest du darauf achten, dass der Standort eine konstante warme Temperatur bereitstellen kann. Gewisse Schwankungen der Temperatur kannst du mit einer Anzuchthaube noch abfedern, aber größere Schwankungen sind für deinen Samen tödlich.

Ein letzter Tipp, bevor du endlich die Samen ins Substrat bringen kannst: Da die Venusfliegenfalle sehr empfindlich auf Mineralwasser reagiert, brauchst du zur Anzucht und Pflege mineralienarmes Wasser. Dieses kannst du entweder in Form von Regenwasser beziehen oder als destilliertes Wasser im Handel kaufen. Gefiltertes Leitungswasser ist in den meisten Fällen noch zu hart für Venusfliegenfallen.

Venusfliegenfalle Samen Aussaat

Kommen wir zum wirklich spaßigen Teil der Anzuchterfahrung: Der Aussaat. Grundsätzlich kannst du die Samen das ganze Jahr über aussäen, allerdings sind die Bedingungen im Frühjahr am besten.

Verwende für die Aussaat der Samen einen geeigneten Anzuchttopf mit dem bereits gemischten und befeuchteten Substrat. Die Samen werden vorsichtig über dein bereits angefeuchtetes Substrat gestreut. Im zweiten Schritt kannst du die Samen sehr sanft mit einer dünnen Schicht Sphagnum Moos oder Sand (ungefähr 1mm) bedecken. Hier ist weniger mehr und die Samen sollten nicht begraben werden, da es sich bei der Pflanze um Lichtkeimer handelt. Danach kannst du das Substrat nochmal leicht anfeuchten, z.B. durch einen Besprenkler. Ab jetzt hältst du das Substrat durchgehend feucht, aber nicht nass, bis sich die ersten kleinen Venusfliegenfallen Keimlinge zeigen.

Bis dahin vergehen ungefähr 10 - 50 Tage. Dabei keimen die meisten Samen nach ungefähr 2 Wochen und du kannst den Prozess durch hohe konstante Temperaturen beschleunigen. Die optimale Keimtemperatur liegt für Venusfliegenfallen Samen zwischen 22 und 27°C.

Die Samen der Venusfliegenfalle müssen nicht stratifiziert (Winterruhe simulieren) werden, auch wenn das auf anderen Seiten manchmal so dargestellt wird.

Während in der freien Wildbahn nur 5-7% aller Venusfliegenfallen Samen erfolgreich keimen, hast du bei dir zu Hause eine höhere Erfolgschance: Je nach Untersuchung konnten Venusfliegenfallen Samen zwischen 40% und 92% Keimquote aufweisen. Die Unterschiede sind dabei auf die Qualität der Samen zurückzuführen. Ältere Samen keimen eindeutig schlechter als frische Samen. In einer sehr alten Studie keimten Samen, die älter als 100 Tage sind fast gar nicht mehr. Diese Erfahrung teilen wir nicht. Trotzdem solltest du bei deiner Aussaat unbedingt möglichst frische Samen organisieren.

Trotz einer relativ hohen Keimquoten in den Experimenten bieten wir kein Anzuchtset für Venusfliegenfallen an. Das liegt einerseits daran, dass die hohen Keimquoten der Samen bei der privaten Anzucht nicht zu erreichen sind und dass die anschließende Pflege sehr aufwändig ist. Es kann sehr frustrierend sein, wenn die frisch gekeimten Pflanzen nicht lange überleben. Falls du trotzdem Lust auf die Zimmerpflanzen Anzucht Erfahrung hast, dann können wir dir z.B. die Anzucht von Monstera oder Drachenbaum Samen empfehlen. Wenn du mit der Venusfliegenfalle weiter machen willst, dann haben wir im Folgenden die wichtigsten Pflegetipps für dich. 

Venufliegenfalle Pflege nach der Keimung

Nach der Keimung wachsen deine Venusfliegenfallen sehr langsam: Es dauert bis zu 5 Jahren bis die Pflanze erwachsen ist und selbst Blüten bilden kann. Außerdem wird sich deine Jungpflanze ungefähr 4 Monate nach der Keimung in einen Ruhezustand versetzen, da die Pflanze nun in Erwartung auf den Winter steht. Diesen Ruhezustand erkennst du daran, dass die neu ausgebildeten Blätter sehr klein sind und die Fallen inaktiv werden. Durch anhaltend warme Temperaturen, künstliche Lichtquellen und weitere Futtergaben kann dieser Ruhezustand durchbrochen werden. Dies ist entgegen der Meinung mancher Züchter nicht schädlich für deine Pflanze, solange du sie mit genug Licht versorgen kannst.

Die Pflanze benötigt mindesten 6 volle Sonnenstunden pro Tag. Wird mit künstlicher Beleuchtung gearbeitet, dann braucht die Pflanze mindestens 15.000 Lux – optimalerweise 14h am Tag. Als idealen Standort suchst du dir für deine Venusfliegenfalle daher ein sonniges Südfenster. Gib der Pflanze allerdings etwas Zeit sich an die pralle Sonne zu gewöhnen: Du kannst sie etappenweise mehr in die Sonne stellen.

Der Name VenusFLIEGENfalle ist eigentlich ein bisschen irreführend, da weniger als 5% der gefangen Beutetiere Fliegen oder fliegende Insekten sind und sich die Pflanze bevorzugt von krabbelnden Insekten ernährt.

Das Substrat sollte durchgehend feucht sein, da es sich bei der Venusfliegenfalle um eine Sumpfpflanze handelt. Anders als bei den meisten Pflanzen darf bei Venusfliegenfallen auch Wasser im Untersetzer stehen. Das sorgt für bleibende Feuchtigkeit, wie es der Venusfliegenfalle gefällt. Wichtig ist, dass nicht zu viele Salze im Gießwasser gelöst sind: Die Pflanze reagiert sehr allergisch auf Salze.

Vereinfacht gesagt sollte die Pflanze nämlich nur mit destilliertem Wasser oder Regenwasser gegossen werden. Wer es etwas genauer nehmen will, kann auch sein Leitungswasser prüfen. Mit einem TDS-Messgerät kann der Salzgehalt des Wassers gemessen werden. In der Regel liegt dieser in Deutschland zwischen 170 und 370 PPM. Venusfliegenfallen brauchen Wasser das weniger als 90 PPM hat.

Wenn die Venusfliegenfalle nichts mehr isst, dann kann das ein Anzeichen dafür sein, dass sie umgetopft werden muss.

Die Pflanze sollte spätestens aller 2 Jahre umgetopft werden, um zu verhindern, dass das Substrat zu salzig wird. Das erste Umtopfen kannst du bei deinem Keimling vornehmen, sobald sich die 2 Keimblätter (die ersten beiden Blätter) fertig ausgebildet haben. Du kannst das gleiche Substrat wie für die Samen verwenden und etwas puren Sand als die oberste Substratschicht benutzen. Das schützt deine Pflanze vor Trauermücken und Pilzbildung und sorgt für eine gute Durchlüftung des Substrates.

Im Laufe der Zeit werden die alten Fallenblätter deiner Venusfliegenfalle absterben. Um eine Schimmelbildung zu verhindern kannst du einerseits versuchen, so zu gießen, dass die abgestorbenen Blätter nicht nass werden. Andererseits kannst du die toten Blätter auch vorsichtig abschneiden und entsorgen.

Auch regelmäßige Futtergaben sind essenziell, damit deine Venusfliegenfalle langfristig überleben kann. Profizüchter nehmen dafür Anglerzubehör: gefriergetrocknete Blutwürmer kommen offensichtlich wunderbar bei der fleischfressenden Pflanze an.

Im Optimalfall lebt die gefütterte Beute in den Fallen noch und bewegt sich. Bei toten Futtergaben solltest du die Falle jeweils ein paarmal nach der Fütterung berühren, da sich Fallen ohne Bewegung wieder öffnen können.

Venusfliegenfallen Samen aus der Blüte gewinnen

Wenn du selbst Samen aus einer Venusfliegenfallenblüte gewinnen möchtest, brauchst du eine geschlechtsreife Venusfliegenfalle (nach einem Alter von 3-5 Jahren erreicht) und wartest bis zur Blütenbildung. Venusfliegenfallen blühen meistens im Frühjahr und die weiße Blüte ragt weit über den Fangblättern, damit bestäubende Insekten nicht aus Versehen gefressen werden. Sobald sich eine Blüte gebildet hat, solltest du schnell handeln, da die Blüten schon nach wenigen Tagen ihre Fruchtbarkeit verlieren. Aufgrund des Mangels an bestäubenden Insekten in deiner Wohnung (oder?), solltest du die Bestäubung selbst übernehmen: Hol dir einen Pinsel und „ernte“ die Pollen durch vorsichtige Berührung der Blüte (Staubblätter). Anschließend streichst du vorsichtig mit dem Pinsel über andere Blüten (Blütenstempel) um die Blüten zu befruchten.

Nachdem die Blüte vertrocknet ist, können die Samen durch Abklopfen der Blüte geerntet werden. Aber vorsichtig: Die Samen sind sehr klein und die Ernte funktioniert am besten mit einer Auffangschale.

Wenn du die Venusfliegenfallen Samen nicht direkt aussäen willst, kannst du sie auch erstmal lagern. Am besten behalten die Samen ihre Keimfähigkeit in einer luftleeren Plastiktüte bei kalter, dunkler und trockner Lagerung z.B. im Kühlschrank.

Falls du gar keine Samen der Venusfliegenfalle willst, schneidest du am besten eine entstehende Blüte direkt ab, da die Blüte deine Pflanze viel Energie kostet.

FAQ

Wann Venusfliegenfalle aussäen?

Die Venusfliegenfalle kann das ganze Jahr über ausgesät werden. Du musst allerdings beachten, dass die Pflanze sehr viel Licht braucht. Wenn du die Samen also im Winter aussäst, dann musst du den Lichtbedarf mit künstlichen Lichtquellen zusätzlich decken.

Wie kann man eine Venusfliegenfalle vermehren?

Die Pflanze lässt sich über Samen oder Teilung vermehren. In der Professionellen Züchtung wird dabei auf die Teilung der Pflanzen gesetzt, da die Pflanze nur sehr langsam aus Samen wächst.

Haben fleischfressende Pflanzen Samen?

Ja, die meisten fleischfressenden Pflanzen bilden Samen. In Zukunft werden wir uns noch mit den Samen anderer fleischfressender Pflanzen wie dem Sonnentau in einem separaten Guide beschäftigen.

Wie lange leben Venusfliegenfallen?

Während die Venusfliegenfalle aufgrund ihrer speziellen Standortanforderungen bei vielen Hobbygärtnern bereits nach wenigen Monaten oder Jahren eingeht, können die fleischfressenden Pflanzen bei guter Pflege bis zu 30 Jahre alt werden.

Quellen (ausklappen)

John Brittnacher (2019): Grow Venus flytraps indoors

Donald M. Waller, Yari Ben Johnson (2016): Petition to list the Venus flytrap (Dionaea muscipula Ellis) as Endangered under the 1973 Endangered Species Act

James F. Hutchinson (1983): In Vitro Propagation of Dionaea Muscipula Ellis (Vanus Fly Trap)

Cornelia Marschall Smith (1929): Development of Dionaea Muscipula. I. Flower and Seed

Cornelia Marschall Smith (1931): Development of Dionaea Muscipula. II. Germination of Seed and Development of Seedling to Maturity

John D. Beebe (1980): Morphogenetic Responses of Seedlings and Adventitious Buds of the Carnivorous Plant Dionaea muscipula in Aseptic Culture

Timothy Kennell, Jr., Chuck Robertson, Michael S. Bodri (2014): A reversible smoke-induced secondary dormancy in  Venus Flytrap (Dionaea muscipula) seed

James O. Luken (2005): Dionaea muscipula(Venus Flytrap) Establishment,Release, and Response of Associated Species inMowed Patches on the Rims of Carolina Bays

2 Kommentare

  • Liebe Susanne,

    vielen Dank für diesen Hinweis. Es freut uns sehr, dass dir die Anzucht gelungen ist!

    Liebe Grüße dein Pflanzpaket-Team

    @Pflanzpaket
  • Hallo liebe Kollegen von Pflanzpaket,
    Aus eigener Erfahrung: Die Anzucht der Venusfliegenfalle aus dem Samen des Blütenstands klappt wirklich sehr gut, wenn man auf Feuchtigkeit und das richtige Substrat achtet. Macht Spaß!
    Viele Grüße von Susanne

    Susanne Steidler

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